The Alpha Band – The Arista Albums
Man kann schon seit langem davon ausgehen, daß Qualität drin ist, wo T-Bone Burnett im Kleingedruckten draufsteht. Er ist mehr eine graue Eminenz denn ein Superstar unter den Kollegen vom Produzenten-Gewerbe, und experimentierlustig geht er hörbar an alle von ihm betreuten Projekte ran. Auch schon an das Projekt Alpha Band, das er 1976 mit Steven Soles und Multi-Instrumentalist Dave Mansfield ins Leben gerufen hatte, nachdem sie Dylan auf der „Rolling Thunder Revue“ begleitet hatten. Das war klar mehr ein musikalisches Versuchslabor denn eine in Image oder Stilrichtung irgendwo definierte Band. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Clive Davis das gewußt hätte. Die kolportierten sechs Millionen Dollar hätte er wohl eher nicht überwiesen. Von Bobby Neuwirth und Larry Hirsch betreut, spielten sie auf dem Debüt eine offensichtlich an Abwechslung interessierte Mischung aus Reggae und Country-Rock, Pop und Rolling Stones nachempfundenen Rockern („Madman“), auch verdächtig dylaneskes Liedgut wie „The Dogs“ (an „Pat Garrett“ erinnernd) oder „East Of East“ und zwischendurch auch eine hochkarätige Ballade wie „Arizona Telegram“.
Zum Folge-Album fiel Kritiker Robert Christgau damals die flapsige Bemerkung ein, daß „these guys could almost pass for a country-rock Steely Dan without money“. Was dem wiederum diversifizierten Song-Mix auf „Spark In The Dark“ nicht ganz gerecht wird. Bei den wieder recht experimentierfreudig instrumentierten Stücken schimmert gelegentlich noch mal Dylans Einfluß durch. „Honey Run“ knüpfte eindrucksvoll an das Nicky-Hopkins-Instrumental „Girl From Mill Valley“ an. Aber nicht einmal entwickelten sie den Ehrgeiz, ultraperfekt zu sein. Das Intro zu ihrer Cover-Version von „You Angel You“ war eher zum Verwechseln ähnlich dem von Tommy Roes „Sheila“ denn dem des Dylan-Originals von „Planet Waves“. Und arrangiert war das als toller Popsong in bester Buddy-Holly-Tradition!
Daß es ihnen an Originalität mangelte, konnte man diesem Trio wirklich nicht nachsagen. Melodisch wunderbar inspiriert waren Stücke wie „Not Everything Has A Price“ und „Love And Romance“, letzteres eine heillos romantische und restlos betörende Country-Ballade.
Bei dem dritten Album, „The Statue Makers of Hollywood“, wetterte der born again christian Burnett weniger gegen dieselben als gegen Geldwechsler im Tempel, die „Perverse Generation“ im gleichnamigen Song, den „Rich Man“, über den er singt: „If money could talk it would cry out against you“, und die Mächtigen dieser Welt, die Probleme bekommen würden, sobald es darum geht, ins Himmelreich einzugehen. Die ironische Distanz eines Randy Newman bei „It’s Money That Matters“ war ihm dabei völlig fremd. Das Album erschien übrigens wohlgemerkt ein Jahr vor Dylans „Slow Train Coming“.
„Two Sisters“ war da nicht der Ray-Davies-Song, erinnerte aber ein wenig an den. „Two People In The Modern World“ klang – Song und Burnett selber – mehr denn je wie George Harrison. Mit der Message, die Liebe besiege am Ende alles. Keine Botschaften wollte zum Schluß „Back In My Baby’s Arms Again“ transportieren. Und Hank Williams‘ „Thank God“ war danach das passende Finale. Mit dem hatte der Country-Mann Jahrzehnte zuvor schon T-Bone Burnett aus ganzer Seele gesprochen. Entsprechend musizierten sie das wie eine ganz große Hymne, die so perfekt auch in den Kontext des von ihm später produzierten „O Brother, Where Art Thou?“ gepaßt hätte.
Statt einer Best-Of-Auswahl findet man hier also die Platten komplett. Abstruserweise nur keinerlei Vermerke, wer da was komponierte. Und weil man vom dritten Album in England offenbar kein Band im Archiv auftat und in USA nicht nachfragte, überspielte man das – auch darauf keinerlei Hinweis – aus Kostengründen oder Schlampigkeit von einer nicht gerade tollen Vinyl-LP.