The Black Crowes – Lions

Etwas schludriger, notwendiger Neuanfatig mit Produzent Don Was In einem jiddischen Theater in New York haben die Black Crowes ihr neues Album aufgenommen, der intimen, audientischen Atmosphäre wegen, und sich im Bühnenambiente auf die Jagd nach der Inspiration, dem alten Phantom, gemacht. Die Zeichen stehen auf Wandel – mit neuem Plattenvertrag in der Tasche und mit dem Aufwind der Jimmy Page-Kollaboration im Rücken, wollten sich die Brüder Robinson noch einmal ganz auf sich konzentrieren und der kreativen Sackgasse entkommen.

Wandel, das heißt bei den Black Crowes: Renovierung des Bestehenden. Großartig revolutionieren lässt sich hier nichts, und so darf der teuer eingekaufte Superproduzent Don Was auf „Lions“ auch nur das tun, was die ur-eigentliche Aufgabe seiner Zunft ist: das Herz des Künstler finden. Was ordnet sich unter, hält bloß das Mikro hin und soll im Studio angeblich eher zwischenmenschliche als aufnahmetechnische Kanäle geöffnet haben, um die Band adäquat aufs Tonband bannen zu können.

In den besten Momenten macht er so tatsächlich den Wandel der Black Crowes transparent: Die Brüder Robinson, im nackten gemeinsamen Spiel so nahe bei sich selbst wie lange nicht mehr, erweitern ihr musikalisches Panoptikum um pompöse Hard-Rock-Attitüde, wie bei dem Stakkato-getriebenen Riff-Monster „No Use Lying“, in dem man die Weihe von Meister Page entdecken mag; um Gospel-geschwängerten Frohsinn, wie dem von der Liebe getriebenen „Soul Singing“; und um von Streichern veredeltes Gitarren-Pathos, wie dem schmerzhaft auskehrenden „Losing My Mind“. Es wird Seele gesucht bei den Crowes, und Bruder Chris mag mit seinem inbrünstig thematisierten Eheglück mit Actrice Kate Hudson, das den innigen Spiegelblick wohl erst erträglich macht, seine Kollegen auf solches Territorium geführt haben. Den Crowes jedenfalls füllt die neue inhaltliche Motivation die zuletzt recht deutlichen kreativen Hohlräume, auch wenn man den oft wenig tiefenscharfen, schludrigen Purismus von „Lions^gelegentlich bedauert – doch wer Grundsätzliches fordert, wird mit leeren Händen enden.

Die Black Crowes haben sich längst überlebt. Die Kollaboration mit Jimmy Plant war das äußere Zeichen fürs Untoten-Dasein.

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