The Boggs – We Are The Boggs We Are: Suff, Amore, Jenseits: Der schmutzige kleine Cousin von „O Brother“ :: RYKO/ZOMBA

Das neue Ding aus New York, das ein bisschen anders klingt als all die anderen neuen Dinge dort. Nämlich so, als hätten sich The Boggs „aus einer Grabstätte in den Appalachen heraufgeschleppt, wiederbelebt von radioaktivem Schwarzbrenner-Whiskey“, wie „The Guardian“ hübsch fabulierte.

Nüchterner ausgedrückt: Es wäre vermutlich kaum aufgefallen, hätte man einen Track des natürlich nach Old-Timey-Ikone Dock Boggs benannten Quartetts aus Brooklyn in die Neuauflage von Harry Smiths „Anthology Of American Folk Music“ geschmuggelt. Wozu sich vorzugsweise der gespenstische Friedhofs-Report „On North Wood Ground“ geeignet hätte. Oder die todestrunkene Bitte „Plant Me A Rose“. Wenn nichts mehr hilft, hilft halt der Halt des Archaischen. Wobei Jason Friedman nebst Gefährten nicht mal auf Überliefertes zurückgreifen muss. Der geschliffeneren Gillian Welch nicht unähnlich, reklamiert der Man-U-Supporter mit durchweg eigenen Songs eine einfache, kraftvolle Sprache zurück, die jenseits modischer Metaphern nur Essenzielles kennt. Also: Suff, Amore, Jenseits.

Der Sound dieses schmutzigen kleinen Cousins von „O, Brother“, in gerade mal drei Tagen eingespielt und abgemischt, ist ein dichter, ruheloser „Stomp“, von Friedman als „archival no wave“ charakterisiert. Im besten Fall ist er mehr als die Summe seiner Teile aus Prä-Country Blues’nTJluegrass. Über einige Längen des Materials hilft er aber ebenso wenig hinweg wie über Friedmans Vocal-Limits, die der lang erzählten Heimkehrer-Ode „Beside The Windowsill“ kaum genügen. Im lakonischen „Hard Times“ und im Gospel-Fieber auf „The Airborne Station“ ist der Mann besser aufgehoben.

Dazu sollte Friedman im nächsten Anlauf auch die Gesamtlänge besser im Auge behalten. Es hätte „We Are The Boggs We Are“ nicht geschadet, wenn die Band drei, vier der ingesamt 20 Tunes gestrichen hätte. Wovon die fünf Interlude-Instrumentals, der Atmo wegen, ausgenommen sind.

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