The Coral – Magic And Mediane :: Sony
Man erfahrt wenig über das Mädchen Leizah in The Corals Lied „Leizah“. Sie macht es Männern schwer. Sie lässt ihnen das Silber, behält das Gold, walks the cobbled streets alone. und die Hauptsache ist, wie sehr der Junge sie vermisst, der das Minnelied darbringt. Seine Freunde zupfen auf zwei Wandergitarren dazu, die zärtlich ineinandergreifen wie Stengel im Blumenkranz, der Bass und das Tamburin spielen „All My Loving“. Dann kann man Leizah sehen, sie hat eine schwarze Schirmmütze, die Statur der jungen Julie Christie, sie schaut über den River Mersey, raucht am Hafen gegen den Salzwind.
So, wie man als Kind Astrid Lindgren liest und von Schweden träumt, funktioniert das zweite Coral-Album für alle, denen englischer Sixties-Pop später beim Erwachsenwerden geholfen hat. Klar könnte Leizah auch Kathy aus Paul Simons „Kadiy’s Song“ ähnlich sehen, denn von dort hat Sänger und Autor James Skelly die Harmonien für sein Lied genommen. Aber auch Kathy war Britin, und wäre Paul Simon übers Meer gesegelt, hätte das Boot in Liverpool angelegt Dass The Coral aus Liverpool kommen, ist ein blöder Zufall, denn er macht den Beatles-Vergleich („Beatles For Sale“ – nach all den „White Album“-Bands!) so vorhersehbar. Was irh ebenfalls nicht schreiben mag: Skelly hat den ernsten, bleichhäutigen Sing-Ton von Ian McCulloch (Liverpool), und seit die sechs von The Coral nach der überladenen Debüt-LP ihre Ambitionen gedimmt haben, erinnern sie aufs Willkommenste an die für immer verlorenen La’s (Liverpool).
Die Band profitiert davon, dass aus England dieses Jahr noch nichts Gescheites kam (nur via Marokko von Blur). Britische Standards, die schläfrige Orgel, das Gitarren-Pizzicato, die trunkene Blaskapelle, das Schifferklavier bleibt ihnen für elf Songs kampflos überlassen. Sie machen keinen Patchwork-Mist damit. The Coral spielen höchstens für einen etwas komplizierteren Teetanz, nicht für die Kiffer; sie haben mehr Hits als alle zusammen und im „Gypsy Market Blues“ (in dem es, anders als mit Leizah, zur sexuellen Handlung kommt) sogar ein R’n’B-Gitarrensolo, an das man sich am Ende des Songs noch gut erinnert.
Um ein Missverständnis zu vermeiden: Eine Platte ist nicht automatisch gut (oder schlecht), wenn sie klingt, ab sei sie 30 bis 40 Jahre alt – meistens sagen die Leute doch, man sei mit dem Katalog der Beatles, Stones, Kinks bis in alle Ewigkeit versorgt Aber „Magic And Mediane“ hat bis jetzt gefehlt, und ich sage Ihnen: Heute wäre sie ein Klassiker. Ian Broudie, der The Coral produziert, hat Vorjahren mit der Band Dodgy gearbeitet Dodgy? Eben.