The Derailers – Jackpot :: Watermelon/Zensor

The Derailers Waternielon/Zensor Es mag kein geringes Privileg sein, in Texas geboren zu werden, doch gibt es auch dort kein natürliches Geburtsrecht darauf, die wilde und wundervolle Vielfalt der Musikstile des Lone Star State zu verstehen, zu fühlen, zu feiern. Oft genug sind es Wahltexaner, Texaner aus Überzeugung gewissermaßen, die den Traditionen dieser Region am engsten verbunden sind, sie am getreuesten pflegen. JerryJeff Walker ist beileibe kein Einzelfall. Die Mitglieder der Derailers kommen aus Idaho, Oregon und Wisconsin, doch lassen sie sich von niemanden in ihrer Liebe zur lokalen Musikszene der Kapitale Austin übertreffen und gehören im Broken Spoke und im Continental Club längst zum bewunderten Inventar. Die neben High Noon beste Band der Stadt besteht wie jenes Rockabilly-Trio aus drei Rigoristen, die lieber mit der Musik aufhören würden als sie zu kompromittieren, und in Dave Alvin haben sie für ihr Studio-Debüt einen Produzenten gewonnen, der ihren Roots-Rigorismus teilt und in einen Sound kleidet, der glatt genug ist, um Laien zu gefallen, und hart genug, um Kenner zu überzeugen. Stilistisch reicht das Spektrum vom rasanten Rockabilly des Titelsongs über die schamlos sentimentale Honky-Tonk-Eloge „Vision To Dream On“ bis zum Lug-und-Trug-Tearjerker „Swan Song“, der sich mit den desolatesten Selbstmitleidsheulern eines George Jones messen kann. Der beste Track ist der letzte: „Desperate Ways“ alterniert einen selten satten Twang mit einer so giftigen Rock’n’Roll-Gitarre, daß selbst Meistern wie Burlison und Cliff Gallup nichts übrigbliebe, als anerkennend zu applaudieren. Und dabei verursacht der Wechsel der Tempi keinen Riß im Songkorsett, der Übergang von lasziv zu lustvoll ist so homogen wie einst bei Wanda Jackson. Zur Texas-über-alles-Fraktion zeitgenössischer Country-Novizen gehören die Derailers trotz ihrer Verwurzelung im Club-Leben Austins nicht. Wer will, kann den Bakersfield-Sound der Mittsechziger heraushören, vor allem Bück Owens und seine Buckaroos. Und die Band beeilt sich zu versichern, daß auch externe Einflüsse in der einen oder anderen Form auf Derailers-Musik wirkten, Hank Williams natürlich und Elvis, aber auch – man höre und staune – die Beatles und die Stones. Die beiden letzteren Global-Inspirationsquellen spielte Gitarrist Brian Hofeldt als Teenager, bevor ihn die Stray Cats aufs Rockabilly-Gleis schoben in Richtung Texas. Dort trafen sich die drei zum Showdown. Sie kamen, spielten und siegten: Jackpot! Wolfgang Doebeling

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