The Divine Comedy :: Regeneration

Neil Hannon singt melancholische Hymnen für Fans & Erwachsene

Verkehrte Welt. Ab sofort wird Neil Hannon in Großbritannien auf Radio 2 gespielt, jenem Sender für Hausfrauen und etwas ältere Semester. Für Radio 1, dem Schlüssel zum Herzen der jungen Plattenkäufer mit Blur-Bettwäsche, haben Divine Comedy keine Relevanz mehr.

Natürlich hat er dort immer hingewollt – ins Programm für Emma S. aus Grimsby (35, zwei Kinder). Als er Scott Walker sein wollte. Butt Bacharach. Dorian Gray. Nun will der König von Zwergenland aber was ganz

anderes sein. „Love What ibu Do“, die Comeback-Single und erste Veröffentlichung von The Divine Comedy auf einem Major-Label, mag Emma S. noch gefallen – eingängig, munter, solide, so lässt sich’s pfeifend bügeln. Und erst der „Perfect Lovesong“: Gib mir deine Liebe, und ich gebe dir den perfekten Lovesong. Neil Hannon breitet die Arme aus, und wenn er dabei nicht erhört wird, singt er einfach weiter, bis einem die Sterne auf den Kopf prasseln. Mit Beatles-Bassline und Vintage Beach Boys-Sound. Das sind noch Tauschgeschäfte!

Sonst aber würde Emma S. das inzwischen sechste Album des Sohnes des Bischofs von Qogher doch eher befremdlich finden. Wie auch die gesamte Redaktion von Radio 2. Produzent Nigel Godrich kam nicht mit leeren Händen ins Studio: Wo er ist, da ist die Radiohead-Melancholie. Da wird gejammert und lamentiert- aber auf höchstem Niveau. Hannons Stimme erfährt neue Höhenflüge, und wenn er schon selbst im Klagen der Beste sein will, sei’s drum – dann ist er’s halt auch.

Hannon schreibt keine Songs mehr, zu denen man einen Maßanzug und ein Opernbesuchs-Halsrüchlein trägt (neue Fotos lassen auch Nachlässigkeiten in der Haarpflege erkennen) aber hat er das nicht bereits zur Genüge getan? Becoming more like Thotn… Der Neubeginn bei der „Industrie“ mit relativ unkommerziellem Material ist mutig und unerwartet – und eigentlich hat er nie besser gesungen.

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