The Dodos :: No Color

Lo-Fi-Prachtstück: Schwarzweiß ist das neue Kunterbunt.

Wer hätte diesem schrägen Duo aus San Francisco vor drei Jahren so etwas zugetraut? Auf „Visiter“ benahmen sich Meric Long und Logan Kroeber wie wild gewordene Straßenmusiker, klebten sich Tamburine an die Füße, brachten einen mit DIY-Charme, verworrenen Rhythmen und Schrammelgitarren aus der Fassung.

Das machen sie zwar auf „No Color“ immer noch. Doch inzwischen können sie so verschwenderisch mit ihren musikalischen Mitteln umgehen, dass sie einem Song wie „Hunting Season“ erst ein empfindliches Vibrafon-Intro bescheren und dann auch noch ein Noise-Gitarrensolo herschenken können. Dass sie folkige Nummern wie „Sleep“ mit anmutigen Streichern verzieren. Dass sie es sich leisten können, die wunderbare Neko Case zwar als Gastsängerin für fünf der neun Lieder zu engagieren, sie aber nur den Hintergrund dekorieren zu lassen.

Die sich bisher nur heimlich in den Dodos-Stücken verbergende Opulenz ist nun nicht mehr zu überhören. „No Color“ ist die SchwarzWeiß-Aufnahme einer prächtigen Kunterbuntwelt. So etwas wie die Unplugged-Version eines noch unentdeckten XTC-Albums, das die Lücke zwischen „English Settlement“ und „Nonsuch“ schließt. Und nach wie vor pflegen The Dodos ihre Liebe zu ungeraden Rhythmen („Good“), zu abrupten Tempowechseln („Going Under“). Und besonders gut gelingt ihnen diesmal das mit einer dramatisch gezupften klassischen Gitarre beginnende „Companions“, das sich sanft steigert, kurz Gefahr läuft, sich ins Ätherische zu verlieren, dann aber in einem wunderbaren Instrumentalpart ineinander greifenden Streicher- und Gitarremelodien mündet. (Wichita/Cooperative) Gunther Reinhardt

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