The Dodos – Vtsiter :: Experimentierfreudiger Anti-Folk auf der Durchreise
Nein, Stillhalten ist nicht so das Ding dieser beiden Herumtreiber aus San Francisco. Seit The Dodos (wer denkt sich bloß solche Bandnamen aus), mit ihrem Debüt „Beware Of The Maniacs“ (2006) immerhin für soviel Aufmerksamkeit sorgten, dass Meric Long und Logan Kroeber ihre Jobs als Koch und Drucker kündigen konnten, reisen sie wie wild umher, schauen mal in Sonderschulen vorbei, treten mal beim SXSW-Spektakel auf. Vom Input-Output-
Kreiseln durch die Welt ist nun auch „Visiter“ geprägt: Dass alle Songs der zweiten Dodos-Platte unterwegs entstanden, hört man den Nummern an, die sich auf dem Album zu einem Manifest des Unsteten verdichten.
Mit einem hippiesken Marschbefehl geht es los: „Man, I’ve been wasting so much time/ Walking the same street every night/ Don’t you think maybe it’s about time?“ Weg von der Routine, weg von allem Konventionellen schlurfen The Dodos mit einem Banjo um den Hals und begleitet von Laura Gibson davon.
Zwar hat die Band nichts dafür übrig, über ausgetretene Pfade zu latschen. Ein paar Einflüsse lassen sich dann aber doch erkennen. The Dodos erinnern nicht nur an Animal Collective oder Vampire Weekend. An manchen Stellen gehen sie auch als Lo-Fi-Version von Godley & Creme oder XTC durch. Das hypertonisch-verspielte „Fools“ zum Beispiel, in dem Long bekennt, „It’s just a heart attack“, könnte durchaus auch von Andy Partridge sein. Und immer wieder vermengen sich im Psycho-Anti-Folk der Dodos Longs Gitarre und das tobende Schlagwerk Kroebers zu einem betörend-polyrhythmischen Amalgam. Etwa in ihrem Meisterstück „Joes Waltz“, das erst ein Walzer, dann ein Fingerpicking-Boogie und schließlich irgendwie beides gleichzeitig ist.
Später werden sie auch mal mit Flamenco herumexperimentieren („Ashley“), sich in „It’s That Time Again“ zu einem schrägen Unisono-Choral mit Cory Grays Baritonhorn zusammenfinden, mal in hektische Betriebsamkeit verfallen („Jodi“), mit dem Postrock flirten („The Season“), mal kurz in dem zarten Liebeslied „Undeclared“ ausruhen — aber nur, um vom nächsten Ausbruch zu träumen: „You let me stay here for a week/ On your couch but I would rather sleep/ In your bed. or even better yet/ We could run away and never rest“.
Und irgendwie wundert es nicht, dass die Entdeckungsreise dieser Rasselbande am Ende von „Visiter“ schließlich bei Gott ankommt. „You lift us up then let us down/ We die, we die, we die“, nölen sie erst in „God?“, um sich dann lachend davonzumachen.