The Doors :: Perception

In seinem Rock-Reader „Outlaw Blues“ von 1969 hatte „Crawdaddy!“-Chef Paul Williams in dem Essay „The Night On Fire“ und seinem kurz nach Veröffentlichung des Doors-Erstlings geführten Interview mit Produzent Paul Rothchild viel Erhellendes zu den frühen Doors beigetragen. Hier liefert er ein wenig Exegese nach. Im übrigen stand bei den Liner Notes für dieses Box-Set Tonmann Botnick so wenig der Sinn nach Idol-Kult wie Ben Fong-Torres und den anderen Autoren bei den ihren. Wie oft sich die Band in puncto Songwriting kreativ doch ziemlich ausgebrannt fühlte, welche Phasen von Paranoia sie und zumal der gelegentlich exhibitionistische Sänger durchstehen mussten und wie die Sessions trotz viel Alkohol und Drogen wundersamerweise dann doch öfter ganz brauchbare bis staunenswerte Ergebnisse zeitigten, wird da ohne viel Umschweife erzählt.

Da so gut wie alle Platten nach dem Debüt auch ihre heftigen Verächter hatten und haben, fühlt sich Botnick nicht berufen, seine eigene Einschätzung schwächerer Werke höflich zu verschweigen, im Gegenteil: Als Insider von der ersten Aufnahme-Minute an, hatte er über die Jahre hin die Höhen und Tiefen miterlebt, durch die sich Manzarek & Co lavieren musssten. Die Doors-Legende zu entzaubern, war auch nicht ihr Ziel. Da muss auch kein Mythos demontiert werden. Dass der Hit „Hello, I Love You“ purer Klau (bei Ray Davies‘, „All Day And All Of The Night“) war, die literarischen Ambitionen des Sängers nicht unbedingt die bleibend wichtigsten Songs inspirierte und die Band selbst später mit einigen Werken der mittleren Periode nicht ganz glücklich blieb, ist sattsam bekannt.

Etwas ungewöhnlich ist bei den Bonus-Tracks – 28 mit knapp zwei Stunden Spieldauer, über die sechs CDs verteilt – dann doch, wie hier Jim Morrison bei den ausgewählten Takes 1 bis 15 des „Roadhouse Blues“ als ein ziemlich ausgebrannter und von Drogen schon etwas zerstörter Fall dokumentiert wird. Derselbe Mann hält den Kollegen im Verlauf der Aufnahme von „Peace Frog“ vor: „You guys sound like a drunken cripple walking up a flight of stairs, man…“ Auf diese Entwicklung gehen die Liner Notes entschieden nicht ein, soviel Takt schien doch geboten. Das war auch ein ganz anderer Moment, in dem er – hörbar nicht in bester Verfassung – aus seinem Herzen wie wohl schon öfter damals keine Mördergrube machte.

Etwas verwunderlich: Von den „Essential Rarities“ der Studio-Box von 1999 auf der siebten CD – dort ein Mix aus Studio-Raritäten und Live-Mitschnitten – betrachtete man kaum einen diesmal als so quintessenziell wichtig, dass man die hier mit aufgenommen hätte. Dafür bieten die DVDs neben den neuen 5.1-Mixes jeweils zwei Videos mit teils rarem Material.

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