The Earlies – These Were The Earlies

Beerdigungen sind bei den Earlies keine von Regentropfen durchnäßten Veranstaltungen. Bei ihrer Trauerfeier scheint die Sonne, die Vögel zwitschern, die Chorsänger räuspern sich und stimmen dann von ihrem Dirigenten eingezählt einen kleinen Choral an: „Mother Mary and the morning wonder/ Take me home!“

Diese „In The Beginning“ betitelte Beerdigungsszene leitet das wehmütig-warmherzige Debüt des Kollektivs The Earlies ein. Und wieso die Platte der Musiker aus England und den USA „These Were The Earlies“ heißt, erschließt sich spätestens beim zweiten Song, „One Of Us Is Dead“, in dem eine entrückte Kopfstimme zu zärtlich getupften Akkorden ahnt, auf wessen Beerdigung sie sich befindet: „Maybe I’m the one who’s already gone/ Cold in the ground (…)/ Maybe I didn’t see I was burieded today.“

Dieses Album läßt sich wie das Tagebuch eines Toten lesen, der empfindsame Reisebericht einer Himmelfahrt: Erzählt wird von einem, der erst noch unschlüssig ist und von einem Stakkato-Fagott angetrieben werden muß („Wayward Song“), sich in „Slow Man’s Dream“ zwischen impressionistischen Flötenmelodien ausruht, dann aber der Versuchung, die mit fordernden Bläsersätzen in „The Devil’s Country“ lauert, entkommt, sich im sentimentalen Wechselgesang von „Song For #3“ das Ende der Reise herbeisehnt – und schließlich in dem sich von einer schlichten Ballade in ein orchestrales Crescendo hineinsteigernden „Dead Birds“ nach Hause findet: „Fly away/ Time is free for the man who sleeps inside the glow.“ The Earlies greifen mit ihrem in Deutschland mit großer Verspätung erscheinenden Album die bittersüße Stimmung aus Sophia Coppolas „Virgin Suicides“ und dem wunderbar entrückten Soundtrack, den damals Air zu dem Film beigesteuert haben, auf. Euphonium und Oboe zerschmelzen mit Sequencern und Synthesizern, Chorälen und Elektropop zu einem großen Epos der Schwermut. Zu einer zum Sterben schönen Musik.

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