The Electric Family – Ice Cream Phoenix :: Hypertension
Ein Idyll in unseren Gedanken: Wie Alt- und Neo-Hippies königlich vereint im westfälischen Keller hocken, unter aus Pappe nachgebauten Vintage-Straßenschildern aus San Francisco, wie sie alles vollqualmen und Musik machen, die anderen zum genuinen Ersatz dafür werden soll, dass sie nicht selbst dabei sind. Letzteres bleibt zu beweisen, aber den Rest des Stereotyps löst die dritte Platte der Electric Family ein. Kein Studio kann so muffig klingen, kein Produzent würde sich hier herantrauen.
Aufnahmetechnisch aufwändig beginnt allerdings „Landmark Visions“ (über elf Minuten lang) mit Fröschequaken in Stereo, dann übernimmt Sänger Tom Redecker, der ja bekanndich nie den Mond anknurrt, sondern das schwarze Stück Himmel gleich daneben. Der Mann, der dazu verdammt ist, lebenslang Schleifen zu drehen im Boot, das der Jolle von Nick Cave sehr ähnlich sieht. The Electric Family ist aufPlatte ein Freak-Out-Ensemble ohne Freak, bei dem das Schlagzeug den Trab des Beerdigungs-Gauls nachmacht, Orgel und Gitarre ein wüstes Gewölle aufhäufen, alles aber in Folk-Rock-Gestik, gelegendich mit Steel Guitar und Hand-Percussion. Dark stars auf einem überaus schlechten Trip.
Eine historisch benennbare Manier ist das nicht, also nicht direkt retro – eher die Reste von Psychedelia, wie sie sich in Landkommunen noch lange frischhalten werden. Wenn man es in Pink-Floyd-Dimensionen sagen will (die werden auch gecovert): eher „The Wall“ als „Saucerful Of Secrets“. Leider. Und wenn Redecker nicht aufpasst, klingt er schon jetzt wie Roger Waters.