The Feeling

Twelve Stops And Home

Melodischer Soft-Rock voller Sentimentalität, frei von Ironie

Soft Rock, AOR, MOR, Prog-Pop: All das sind Begriffe, die seit zwei, dreijahren im zyklisch neu kanonisierten Sprachgebrauch der Musikindustrie wieder vorkommen – gelegentlich nur, doch mehrt sich die Zahl der Künstler, denen man 1occ, Supertramp und den frühen Elton John auf die Referenzliste schreibt, ergo die eben genannten Genre-Bezeichnungen.

Mussten die Scissor Sisters vor zwei Jahren noch einen Zwitter erfinden, um diese Art des Musikgefühls im Hier und Jetzt verständlich zu machen, können The Feeling nun alle Tarnung fahren lassen: Auf „Twelve Stops And Home“ spielen die fünf Briten um Sänger Dan Gillespie Seils unverblümten Soft Rock, AOR und MOR, inklusive der weichen Sentimentalität, der schönen Melancholie und des unbedingten melodischen Primats. Einmal durch mit der Platte, hat man sich an „Crime Of The Century“, „Discovery“und „Goodbye TeUow Brid{ Road“ erinnert, wohlig, wohlgemerkt. „Twelve Stops And Home“ ist dabei 100 Prozent frei von Ironie und kalkuliertem Zitat, sondern vielmehr eine warme, fast schüchterne Platte. Und weil sich also nichts aufdrängt und lauthals wichtig tut, erkennt man bald das sehr Konzise, enorm Reichhaltige in den Liedern von The Feeling. Die aktuelle Single „Sewn“ betört mit gleich mehreren verwunschenen Melodien und passt so gut zu Daniel Powters zwei, drei Hits der letzten Monate. „Never Be Lonely“ evoziert, Achtung, den frühen Elton John, aber auch Todd Runderen. Und das aufwändig epische „Blue Piccadilly“ ist in etwa ein Lied nach der Art von Supertramps „Cnme Of The Century“ und McCartneys „Long And Winding Road“.

Dabei stimmen auch die Klänge ganz genau. Die pappigen Trommeln, die weich gezeichneten Gesänge, die auch in harten Momenten zahme Gitarre so hat man Mitte der Siebziger Mainstream-Pop produziert.

Und so verschaffen uns The Feeling also ein Wiederhören mit einer verloren geglaubten Kompositionslehre, die man gern fürs größere Publikum wiederbelebt sähe. I can’t fight this feeling anymore. (universal)