The Felice Brothers :: Celebration, Florida

Die Brüder verändern sich, ohne ihre Essenz zu verleugnen.

Gar nicht so leicht zu sagen, ob das hier ein interessantes Experiment ist oder überfrachteter Murks. Eines jedenfalls haben die Brothers nicht getan: Eine weitere Lagerfeuer-Platte aufgenommen, die so klingt, als wäre sie zur Zeit des Sezessionskrieges auf einer Veranda im mittleren Westen ersonnen worden. Damals gab es bekanntlich weder Visage-hafte 80s-Synths („Ponzi“) noch geloopte Drums („Back In The Dancehalls“).

Richtig gelesen. Alles, was man von ihnen kannte und erwartet hat, machen die Felice Brothers auf ihrem vierten Album: nicht. Das ist der erste Eindruck. Dass sie trotzdem die Felice Brothers geblieben sind, liegt vor allem an der gurgelnden Bob-Dylan-Gedächtnis-Stimme von Ian Felice.

Das Grundambiente ist erneut das einer strauchelnden Alkoholiker-Truppe. Insofern ist der Titel irritierend: Die Party ist vorbei in Songs wie „River Jordan“. Die Dancehall ist leer, die Tänzer sind müde, die Band erschöpft. Mit letzter Kraft erzählt sie torkelnde Geschichten vom kurzen Glück – und dem unnützen Leben davor und danach.

Man könnte den übertriebenen Einsatz von Produktionsmitteln beklagen. Aber eigentlich ist die Wandlung konsequent: Liegt der Unterschied aktueller Neo-Folker zu den Altvorderen doch in deren ursprünglicher (Indie-)Rock-Sozialisation. Die Stil-Melange gelingt, weil die Bro- thers ihre Essenz nicht verleugnen. (Loose/Rough Trade) Torsten Gross

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