The Felice Brothers – The Felice Brothers :: Die Zimmermannssöhne wachsen über simple Americana hinaus

Was für ein Jahr für die drei, tja, Zimmermanns(!)-Söhne aus den Catskill Mountains und Adoptiv-Bruder Christmas. Von Null in die Top 20 so mancher Bestenliste mit „Tonight At The Arizona“. Eine US-Tour mit Bright Eyes, an deren Ende prompt ein Deal mit dem Conor-Oberst-Label Team Love stand. Und dann war da ja auch noch dieses Quasi-Heimspiel in Woodstock, beim „Midnight Ramble“ von Levon Helm. Was mag sich der The Band-Schlagzeuger gedacht haben, als er diese etwas anderen teenage dirtbags aus der Nachbarschaft unter die Lupe nehmen konnte?

Vielleicht: Könnten glatt meine Söhne sein. Oder: Mal sehen, ob sie auch noch ein paar gute Songs fürs nächste Album haben. Auf jeden Fall haben sich die Feiice Brothers gedacht, es könne nicht schaden, noch mal ein paar gute alte neu herauszubringen, die auf dem Frühwerk „Adventures Of The Feiice Brothers Vol. 1“ noch fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit liefen. Der räudige Crowdpleaser „Frankie’s Gun“ ist dabei, die sanfte Ode an „Ruby Mae“, auch ihr nostalgischer Appell an die Unsterblichkeit des „Radio Song“ und das schlichte Sauflied „Whiskey In My Whiskey“.

Um diese Retrospektive in eigener Sache herum hat das Quartett auf „The Feiice Brothers“ genügend wirklich neue Songs auf Lager, um nicht nur Levon Helm ein Grinsen ins Gesicht zu zaubern. Und doch bleiben es vor allem Sound und Haltung, die der Band eine Ausnahmestellung weit über die Americana-Scholle hinaus sichern. Es ist die verschwörerische Ruhe, mit der sie leise Meisterstücke wie „Little Ann“, „Saint Stephen’s End“ und das traurige Weihnachtsmärchen „Murder By Mistletoe“

auskosten. Es ist das Piano, das in der Ouvertüre zur „Greatest Show On Earth“ trunken vor sich hin torkelt. Es ist die launige Prediger-Generosität, mit der sie ihr Brot mit allen kleinen und großen Sünderlein brechen und zuguterletzt „Tip Your Way“ bis zur Himmelspforte empfehlen. Es ist die Chuzpe, mit der sie allen offensichtlichen, überflüssig zu notierenden Quer- und Rückverweisen ins Gesicht lachen. Von den Felice Brothers wird man auch in diesem Jahr kaum genug kriegen können.

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