The Flaming Stars – Sunset And Void: Music noir von den dunklen Kehrseiten des Lebens :: Vinyl Japan

For Dee Dee Ramone and Spike Milligan. Ein schlichter, tiefempfundener Tribut auf dem Back-Cover. So sind sie, die Fläming Stars. Selbst stilistisch nur schwer auszumachen, zu Hause im unwegsamen Terrain zwischen Blues und Rock’n’Roll, dort, wo die Schatten lang sind und die Sonne nur zu Besuch kommt, wenn sie von einer zerbrochenen Gin-Flasche gnädig reflektiert wird. Auf der Kehrseite des Lebens. Aber darum wissend, wer diese dunklen Gassen vor ihnen bewohnt hat. Charlie Feathers, Charlie Rieh, Sterling Morrison: ein paar andere Altvordere, denen die Stars frühere LPs widmeten. Cool ist nur, wer nicht versucht, cool zu sein.

Unter diesen Marketingfeindlichen Bedingungen haben sich Londons Fläming Stars in den letzten sieben Jahren ein Publikum erspielt, das die Text-Bezüge zu B-Movies, hartgesottener Pulp Fiction und ursprünglichem, unangepasstem Rock’n’Roll zu lesen weiß. Ein paralleles Kontinuum, in dem es keine Beatles gibt, keine Bay City Rollers, keine Backstreet Boys. Eine Eklave, wo schon die Kleinkinder nichts Gutes im Schilde führen. „Baby Steps“ heißt unschuldig ein Intrumental, doch was da psychotisch trippelt, kann nur Nachwuchs der Addams Family sein. Die Songs, stets tonlos-ungerührt gesungen von Max Decharne (und meist auch von ihm geschrieben), drehen sich um Einsamkeit und Verlangen, erzählen geheimnisvolle Geschichten, ganz in Moll, klingen nach flackerndem Neon und regennassem Asphalt, heißen „The Waiting Game“ oder „Killer In The Rain“. Ein „Midnight Train“ fahrt ins Nirgendwo, wiewohl der Fahrgast wähnt, er fahre heim. Die Klangwelt basiert auf fahlem Twang und einer finsteren, bedrohlichen Orgel. Das Piano ist mürrisch, der Rhythmus stoisch. Nur selten, etwa auf dem Title-Track, wird es kurz eruptiv, bevor sich das Quintett abermals ins Unvermeidliche fügt. Am Ende steht, was sonst, die Erkenntnis: „Night Must Fall“.

Music noir. Zur begleitenden Lektüre sei an dieser Stelle ausdrücklich adäquat empfohlen: „Pop. 1280“ von Jim Thompson.

Prepare to be scared.

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