The Gaslight Anthem :: Get Hurt

Doch wieder zu viel Springsteen und zu wenig großer Hardrock.

Aus dem Einfluss von ihrem New-Jersey-Homie Springsteen haben Gaslight Anthem nie einen Hehl ge- macht. In letzter Zeit stand jedoch eher Emanzipation vom Über-Ich auf dem Programm, mit dem Boss- Adeptentum sei man durch. Und „Rollin’ And Tumblin’“, den ersten Song, den man vom neuen Album rausließ, klingt denn auch deutlich heavier. Der Song hat Druck, ein Riff, das sich hören lassen kann, und auch wenn Brian Fallon hier ein ziemliches Lamento anstimmt über eine Verflossene, die nicht mehr klarkam mit der Melancholie des lyrischen Ich, wütet er herum, als wäre er sauer auf sich selbst.

Auch der Auftakt „Stay Vicious“ soll unter Beweis stellen, dass es durchaus noch andere Traditionen gibt, die einer Adaption lohnen. Dinosaur Jr. zum Beispiel. Ein fulminantes 70er-Jahre-Riff, eine leicht larmoyante Intonation, und sogar das Solo spielt an auf die immer nah am Rand der Disharmonie entlang tirilierende Gitarre von J Mascis. „1000 Years“ beginnt noch einmal mit einem schwerblütigen Hardrock-Pfund, aber sie halten nicht lange durch. Doch danach wird es merkwürdig. „Get Hurt“ und „Stray Paper“ erinnern an den Americana-Powerpop des letzten Killers-Albums „Battle Born“, Fallon barmt hier fast wie eine etwas räudigere Version von Brandon Flowers. Und schließlich schleicht sich der Boss doch wieder durchs Kellerfenster herein. Das mit der Gießkanne aufgepimpte Eingangsriff von „Helter Skeleton“ ist ein lupenreines Plagiat, und die letzten beiden Songs „Break Your Hearts“ und „Dark Places“ verlieren sich gänzlich im Epigonentum. „Ain’t That A Shame“ hätte noch ein richtiger Befreiungsschlag werden können, beim ruppigen Eröffnungsriff tritt Alex Rosamilia langsam das Wahwah durch, bis seine Gitarre richtig kaputt klingt, aber dann kommt ihr schon wieder gut verhalltes Indie-Geplänkel mit vielen Uhuh-Chören in die Quere.

„Get Hurt“ wird die Lehnstreuen vollends zufriedenstellen. Aber was für ein Hardrock-Album wäre das geworden, wenn sie nicht schon bei der Hälfte die Hosen voll gehabt hätten!

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