The Gloaming :: Irischer Folk, neu justiert von Querdenkern und Fachfremden

Irische Musik steht noch immer im Verdacht des Überkommenen, ihr wird oft ein Geschmäckle aus Kneipenmiefigkeit und Aranpullover angedichtet. Eine Neujustierung irischer Musik kommt nun unter unerwarteten Vorzeichen: Für „The Gloaming“ haben sich drei querdenkende Musiker von der grünen Insel mit dem pop-erfahrenen New Yorker Pianisten Thomas Bartlett (The National, Antony And The Johnsons) und dem Chicagoer Akustikgitarristen Dennis Cahill zusammengetan.

Im Zentrum stehen die zum Niederknien schönen gälischen Melodien zu Texten namhafter irischer Poeten aus acht Jahrhunderten, interpretiert von Iarla Ó Lionáird, der seine Vokalkunst schon ins Afro Celt Sound System getragen hat. Um die bedächtigen Melodien herum ziehen generationenübergreifend die Bogenstriche von Caoimhin O’Raghallaigh (Hardangerfiedel) und Martin Hayes (Geige) ihre Kreise – in fast zenhafter Manier, ohne Protzerei. Beinahe scheint es, als würden die beiden Violinisten die Tänze einer kontemplativen Betrachtung unterziehen. Die offenen Pianoakkorde Bartletts und Cahills spartanisch eingesetztes, fast harfenartiges Saitenspiel sind außerordentlich filigran und behutsam – eine Neuentdeckung der Langsamkeit. Seelenvolle Kammermusik, die jegliche Folk-Klischees mit kathartischer Wirkung hinwegräumt. (Realworld/Indigo) STEFAN FRANZEN

Gallon Drunk

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