The Harry Smith Connection – A Live Tribute
Dave Van Ronk, seit 40 Jahren eine zentrale Figur der New Yorker Greenwich-Folk-Szene, kennt keine Bescheidenheit, wenn er Harry Smiths Werk preist. Dessen „Anthology Of American Folk Music“, unlängst als Neuedition von der besseren Pop-Publizistik zu Recht gefeiert, sei nichts weniger als „unsere Bibel“ gewesen, so Van Ronk. Und sein „Gott“ hörte auf den Namen Mississippi John Hurt.
Doch Du darfst auch andere Götter haben neben Hurt, die Dock Boggs heißen oder Clarence Ashley oder Blind Willie Johnson. Und die alle – und stellvertretend auch für alle anderen im Oktober 1997 bei diesem Live-Tribute im „Barns Of Wolf Trap“ von Zeitgenossen wie Nachfahren angebetet wurden. Das muß dort am verstörendsten wirken, wo diese meist in Einsamkeit und Isolation gezeugten Original-Dokumente Grundlage eines Gemeinschaftserlebnisses werden sollen („The Coo Coo Bird“ von Ella Jenkins). Und wenn Ethel Caffie-Austin, die John The Revelator“ zur Gospel-Messe umfunktioniert, sagt, sie wolle möglichst „authentisch“ klingen, hat sie den spirit der Anthologie ebenso mißverstanden.
Das immerhin kann man von einem neuerdings sogar via Internet („The Folk Den“) dem puren Folk zugewandten Roger McGuinn und den Wilcos Jeff Tweedy und Jay Bennett nicht behaupten, die hier ab dream team zwischen den Generationen gleich dreimal in den Fundus greifen dürfen, aber nur mit Richard Browns James AUey Blues“, gesungen von Tweedy, wirklich reüssieren. So muß die Hauptattraktion auf dem Papier auch weniger prominente Mitstreiter ziehen lassen. Den mir bisher unbekannten Akustik-Blueser Lonnie Pitchfbrd etwa, der „Old Dog Blue“
heim ins Mississippi Delta holt Oder Ginny Hawker, die das grausige Werk des „The Butcher Boy“ in jeder Beziehung hoch in den Appalachen verortet. Oder auch „Youngster“ Toshi Reagon (immerhin erst Jahrgang ’64), deren „Coo Coo Bird“ – in ihren eigenen Worten – „hot and fast“ abhebt. Den reaktivierten Beatnik-Clowns The Fugs bleibt es vorbehalten, den gut einstündigen 19-Song-Reigen mit einem dezidierten „Nothing“ zu beschließen. Das zumindest hätte Harry Smith gefallen.
3,0