The Human League :: Dare

Als Sänger Phil Oakey im letzten Jahr launig sämtliche Alben seiner Elektro-Popper Human League kommentierte, würdigte er besonders den Produzenten von „Dare“, Martin Rushent: „Er konnte sich unseren Krach – und manches davon war wirklich furchtbar – anhören, ohne uns gleich zu sagen, wir seien Idioten, und machte daraus absatzfähige Musik.“ Verkauft wurden dann über fünf Millionen Stück. Oakey hatte Charisma in der Stimme, doch die beiden Mädchen, die er 1980 in einer Disco angequatscht und dazugeholt hatte, konnten nach eigener Einschätzung nicht tanzen und erst recht nicht singen. Fand Oakey gerade gut, denn „Pop dreht sich um Kommunikation und hat mehr mit Reden als mit Singen zu tun“.

Zum „30th Anniversary“ kommt nun „Dare“ in der „Collector’s Edition“ im kleinen Karton, der auf zwei CDs das Album enthält, Alternativversionen der vier ausgekoppelten Singles und die beiden folgenden, „Mirror Man“ und „Fascination“, alles remastered, aber nicht klangumwälzend.

Wer braucht das? Der Neueinsteiger sowieso und der Fan aus Vollständigkeitswahn, auch wenn irgendwann bei der zweiten CD der Zermürbungseffekt einsetzt. Cover, Innenhülle und LP-Label des UK-Vinyl-Originals vom Oktober 1981 wurden maßstabsgetreu reproduziert, was eben doch nur heißt: im Miniaturformat. Etwas stattlicher sehen die sechs Single-Cover aus, die in halber Größe auf Pappkarten nachgedruckt sind, ohne Autorencredits und mit matter Rückseite. Was schon deshalb ein Affront ist, weil Human League damals Perfektionisten genug waren, um 50.000 LP-Cover wegwerfen zu lassen, da der richtige samtene Glanz fehlte. Schreibt Dave Simpson im Booklet. Der ist „Guardian“-Autor, aber wohl nicht Intimkenner, denn sonst wüsste er, dass Philip Adrian Wright und nicht Oakey die Band-Ambition formulierte: Dinge, aus denen Träume gemacht wurden. (Virgin/EMI) Andreas Banaski

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