THE INNER FLAME: A TRIBUTE TO RAINER PTACEK :: Atlantic/eastwest

So ist das Leben: Rainer Ptacek hat Krebs. Das ist schlimm, auch wenn er, wie zu hören ist, schon wieder auf dem Weg der Besserung sein soll. Der aus der ehemaligen CSSR via Chicago nach Tucson, Arizona, emigrierte Gitarrist, Dobro-Spezialist und Songwriter hat aber auch einen Freund mit Namen Robert Plant. Und das ist schön, denn ohne den prominenten Fürsprecher wäre dieses Tribute-Album wohl kaum bei einem Major Label veröffentlicht worden. „Really useful und user-friendly“ sei Plant gewesen, sagt so schön Ptacek-Kumpel Howe Gelb, der auch ein bißchen mitgeholfen hat. So sollte „The Inner Flame“ nicht nur dazu beitragen, Arztrechnungen zu begleichen, sondern auch den bescheidenen Ruhm des Rekonvaleszenten ein wenig zu mehren.

Ptacek und das Led Zep-Vokalschlachtross hatten sich bei den Sessions zum Plant-Album „Fate Of Nations“ kennen- und schätzen gelernt Heraus kamen damals (1993) „nur“ 5 Single B-Seiten. Eine davon, der wahnwitzige Blues-Fiebertraum „21 Years“, hat es noch einmal auf dieses Album geschafft, und unwillkürlich fragt man sich: Warum wurde das bisher als B-Seite versteckt? „The Inner Flame“ definiert sich vor allem über wenn nicht große, so doch mindestens markante Stimmen. Neben Plant etwas die von Emmylou Harris, Victoria Williams (die mit Gatte Mark Olson), Vic Chesnutt (mit Gattin Tina) und Evan Dando (der ziemlich versagt). Das stoisch-unbeugsame „One Man Crusade“ ist bei der unterschätzten Texanerin Kris McKay in besten Händen, genau wie „Life Is Fine“ bei der kaum unterschätzten Madeleine Peyroux. Auch The Drovers stehen dem ursprünglichen Rainer-Spirit mit einer sphärisch-ausholenden Version von „Worried Spirits“ nahe, während PJ Harvey „Losin‘ Ground“ im Wohnzimmer von John Parish mit Hilfe von Eric Drew Feldman grotesk-grandios zertrümmert, und Plant & Page in der „Rüde World“ noch einmal ganz neu und vielversprechend zusammenfinden.

Dies alles spricht für die Flexibilität und Funktionstüchtigkeit dieses Materials, mutet aber fast schon ironisch an, bedenkt man, daß Rainer Ptacek seinen gehobenen Insider-Status nicht zuletzt der abenteuerlichen Instrumental-Platte „Nocturnes“ verdankt. Das einzige Instrumental hier heißt „Broken Promises“ und wird surprise, surprise! ausgerechnet von Jonathan Richman gereicht, den man in diesem Rahmen nun kaum vermutet hätte. Aber „Broken Promises“, sein Beitrag, ist im Original natürlich auch gar kein Instrumental. So ist das Leben.

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