The Last Shadow Puppets :: The Age Of The Understatement

Alex Turner und Miles Kane vertonen ihre Plattensammlung.

Wir hatten es bereits vermutet: Alex Turner ist bei den Arctic Monkeys der Pop-Sensibilist mit schwelgerisch romantischem Einschlag. Während die anderen die zackigen Beats einbringen, pflegt der Sänger eine ausgeprägte Vorliebe für Burt Bacharach, Scott Walker, frühe Procol Harum und sogar Ennio Morricone, der er jetzt ausgiebig und in Herzen-öffnender Weise frönt.

Freilichohne Understatement: Turners Eskapade mit dem halbbekannten Miles Kane (The Rascals) favorisiert die große Geste. Bereits der— famose! — Titelsong lässt mit Bonanza-Gitarren-Stakkato und üppigen Streicher-Arrangements diesbezüglich keine Zweifel offen. Dankenswerterweise ist Turners Eklektizismus mit einer derart starken Signatur versehen, dass bei ihm die Vertonung scheinbar übermächtiger Referenzen weniger angeeignet klingt als bei vielen anderen. So gelingt eine Hommage, die den Vergleich mit den Vorbildern in ihren besten Momenten nicht zu scheuen braucht. Einmal zitiert Turner sich sogar selbst: „I Don’t Like You Any More“ spinnt den Prog-Mittelpart von „It You Were There, Beware“ aus dem letzten Monkeys-Album weiter.

Nicht nur hier wendet sich das Duo mit dem albernen Namen von der sonst so beliebten Sozialromantik ab — und den Damen zu. Worüber soll man auch singen, wenn das London Metropolitan Orchestra (von Owen Pallet instruiert) die Bogen sirren und die Pauken beben lässt? Das Drama lässt sich eben immer noch am besten im Geschlechterkampf erklären, Eifersucht und unerfüllte Liebe inbegriffen.

Insgesamt also nicht schlecht für einen Witz. Eigentlich hatten Kane und Turner sich nur gegenseitig ihre Lieblingsplatten vorgespielt, Parallelen entdeckt und zum Zeitvertreib ein paar solchermaßen inspirierte Songs geschrieben, die sie dann mit James Ford in Frankreich aufnahmen. Gesanglich wird nun vor allem Turner der hohen Vorgabe gerecht. Fraglos seine bislang beste Leistung: nie zu dick autgetragen und perfekt in Akzentuierung und Phrasierung.

Hier vollzieht sich weiter eine beeindruckende Entwicklung. Eine erste Ahnung dessen, was da noch alles kommen könnte, vermittelt das sämige „In My Room“, der klar beste Song der Platte. Und immer noch ist der Kerl erst 22.

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