The Lemonheads – The Lemonheads
Bestimmt nervt Evan Dando seine Familie und Freunde sehr mit seiner ewigen Schluffigkeit. Der räumt sicher nie auf, kümmert sich um keine Versicherung und hat immer einen Grund, um auf der Couch liegen zu bleiben. Insofern kann man dankbar sein, dass es ihm überhaupt gelungen ist, ein neues Album zu schreiben. Und aufzunehmen. Und nebenbei noch The Lemonheads wiederzubeleben – auch wenn die mit der ursprünglichen Band nichts zu tun haben. Die es ja eigentlich nie gab, Dando wechselte sowieso ständig die Kollegen. Jetzt hat er die Descendents-Musiker Bill Stevenson und Karl Alvarez dabei, und J. Mascis spielt zweimal Gitarre, aber das ist recht egal. „The Lemonheads“ klingt so sehr nach Evan Dando, dass man manchmal fast lachen könnte, wenn es nicht so schön wäre. Zu nur 34 Minuten konnte sich der Songschreiber aufraffen, elf Songs sind das, die musikalisch nicht so „verdammt laut“ sind, wie er das geplant hatte, aber dafür verdammt eingängig. Keine Melodie, die man nicht sofort mitsummen mag, kein Refrain, der nicht hängenbleibt. In „Become The Enemy“ verteidigt sich der Proto-Slacker: „It’s not my fault I never learned a trade/ So I just scrape all day…“ Schuld sind immer die anderen, am besten gleich gar nicht aufregen. Das ist ja das Wunderbarste an Dando: Wenn man ein Dutzend seiner Stücke gehört hat, glaubt man wirklich, dass schon alles ganz in Ordnung ist, dass das Leben schon wissen wird, wo es hinläuft. Resignation oder Gelassenheit? Die Grenzen verschwimmen, genau wie die Songs. Da hat einer wie „Poughkeepsie“ mal etwas mehr Schwung, ein anderer wie „Baby’s Home“ ist deutlicher Country-infiziert, aber die Unterschiede sind marginal. Über allem liegt Dandos Stimme, lässig, sanft, langmütig. Und dann singt er solche Zeilen: „When a horse breaks a leg/ Then it’s best to shoot it/ Cause it’s quick and it eases the pain/ But when a marriage is dying/ Tell me who does the firing/ And who is to say who’s to blame?“ Es ist also nicht alles bloß locker hier, aber es wirkt so beruhigend unaufgeregt.
Was Dando in „Let’s Just Laugh“ nun über Waco und Amerika und den Kriegu nd das Fernsehen sagen will, weiß ich beim besten Willen nicht, aber er zieht das schönste Resümee, das ich in diesem Jahr gehört habe: „Let’s just laugh/We can never do anything about anything/ Anyway.“