The Minutes :: Ambitionierter Erwachsenen-Pop im Digital-Outfit

Weltgeistlich interessant, erscheint Alison Moyets neue Platte zeitnah zur neuen Depeche Mode. Moyet begann ja ihre Karriere 1981 im Duo Yazoo mit Depeche-Mitgründer Vince Clarke. Auch Yazoo veröffentlichten auf dem Hipsterlabel Mute und führten mit den ersten Singles noch vor Depeche Mode den Synthie-Pop in die Charts. Depeche Mode konnten bekanntlich ziemlich Boden gutmachen, während Moyet Mitte der Achtziger mit „Alf“ zunächst sehr erfolgreich, in den Neunzigern nurmehr dümpelnd solo unterwegs war, bevor sie im vergangenen Jahrzehnt mit irgendwie ehrenwertem MOR-Poprock wieder sacht Fahrt aufnahm. Für „The Minutes“ hat sie sich mit Produzent Guy Sigsworth -u.a. Björk, Robyn und Madonna -nun wieder, so sagt sie, der Welt programmierter Sounds genähert.

Moyets Elektronik bleibt jedoch eher ornamental. Es gibt ein paar Ausnahmen wie das leicht Roisin-Murphy-haft und apart hüpfende, quatschend durch die Sounds watende „Right As Rain“ oder nett nostalgische Momente wie im Yazootrifft-Eno-artigen „Filigree“. Meist allerdings legen die Nummern ansprechende Synthetik-Motive vor, um dann wie ein Sting im Digital-Pelz in bräsig wegproduziertem Erwachsenenpop zu landen. Was sie hervorhebt, ist eine ambitionierte Pop-Songwriterkunst, die gelegentlich jazzig harmonisiert wird oder auf Bacharach und Brel verweist, denen sie schon auf ihrem Coveralbum „The Voice“ huldigte. Die höchst kundige Stimme ist natürlich auch ein Pluspunkt. Aber irgendwie fühlt man sich nach dem Hören doch ganz unnötig alt.(Cooking Vinyl/Indigo) MARKUS SCHNEIDER

The James Hunter Six

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