The Pearlfishers – A Sunflower At Christmas

Es gibt Leute, die halten Weihnachten für einen krankhaften Konsumrausch, der jedes Jahr aufs Neue außer Kontrolle gerät Andere fürchten die Klaustrophobie der Feiertage, wenn Familienväter nach zu viel Weihnachtsbock ihre Frauen und Kinder hauen, und flüchten deshalb gleich in die preiswerten Überseeziele.

Für diese Menschen haben die Pearlfischers ihr fünftes Album ganz sicher nicht aufgenommen. „A Sunflower At Christmas“ steht nicht mal in der sanft kritischen Tradition der alternativen Weihnachts-Compilations, wo Beck schon mal einen nervtötenden „Linie Drummer Boy“ gibt oder die Roots davon erzählen, wie es war, als jemand den Weihnachtsmann mit einer Pistole bedrohte.

Nein, die vier Perlenfischer feiern einfach eine kuschelige, gutbürgerliche Weihnacht. Und das ist ihnen so gut gelungen, dass man sofort die Dose mit den Spekulatius rausholen möchte. Eskapismus? Von mir aus. „Snowboarding“ gibt sich modern und preist die Freuden des auf Brettern den Hang runterdüsens. Dazu bimmeln aufs Schönste die Schlittenglöckchen, und der Gesang erinnert an ein paar Beach Boys, die freudestrahlend unterm Lichterbaum sitzen. Diese sanften „Winter Roads“ möchte man an einem Adventssonntag bei leichtem Schneegestöber befahren: „And I never thought winter roads would lead me/ Into such an enchanted place/ Never thought the light of love would shine/ And fall upon my face/ Now we’re gonna have a christmas we can believe.“

Das sind die schönen Seiten der Feiertage: Wenn alles zum Stillstand kommt und sentimentale Kindheitserinnerungen wieder auftauchen. Ja, ja, kann man alles auch negativer und realistischer sehen. Aber ist es nicht viel schöner, der geheimnisvollen Atmosphäre von „The Snow Lamb“ nachzuspüren? Das hätten Mercury Rev und Dave Fridmann auch nicht besser machen können – die versetzten Chorstimmen schon gar nicht Musikalisch bietet „A Sunflower At Christmas“ ohnehin diesen Früh-Achtziger Popsound, elegant aber nicht zu perfekt, für den das geschmackssichere Marina Label ja schon lange steht. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

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