The Polyphonic Spree – The Beginning Stages Of

Was ist denn das für eine seltsame Sekte: Die 24 Musiker von The Polyphonic Spree tragen ausnahmslos knöchellange, weiß wallende Gewänder, die an den Säumen farbig abgesetzt sind. Mit inbrünstigem Chorgesang intonieren sie gottgefällige Zeilen wie „Suicide is a shame“ oder „Days like these keep me warm“. Ironie, oder gar Zynismus sind der wild zusammengewürfelten Band aus Dallas offenbar fremd. Die kerngesunde Freude eines evangelischen Gartenfests liegt stattdessen in der Luft – aber auch ein Hauch aus Timothy Learys bewusstseinserweiternder Asservatenkammer.

The Polyphonic Spree sind keine christliche Rockband, aber auch kein gemeingefährlicher Terror-Kult: So augenzwinkernd wie andere Bands mit dem Teufel sympathisieren, flirten die Texaner mit den Mächten des Guten. It’s a style thing, you probably wouldn’t understand… Neben dem klassischen Line-up arbeitet das vor drei Jahren gegründete Pop-Orchester mit Streichern, Bläsern, Harfe und einem Chor.

Das eigenwillige Debütalbum „The Beginning Stages Of“ ist in den USA und im UK bereits erschienen und wurde vor allem in Großbritannien begeistert gefeiert. Die Musik von Polyphonic Spree erinnert dabei oft an songorientierte Weirdo-Bands wie The Flaming Lips, Mercury Rev und Spritualized, vor allem aber an den nicht enden wollenden Refrain von „Hey Jude“. Psychedelische Arrangements kontrastieren mit den vielstimmigen Refrains des Gospel-Chors. Möglicherweise hätten auch die Beach Boys so geklungen – wären sie aus einem Volkshochschulkurs für junge Orchestermusiker hervorgegangen. Was nicht hämisch gemeint ist, denn es sind die ungeheure Spielfreude und künstlerische Offenheit, die den Reiz der Band ausmachen. Leidenschaft geht vor Lieblichkeit.

Tim DeLaughter, der Kopf von Polyphonic Spree, und zwei weitere Mitglieder spielten früher bei den notorisch schlecht gelaunten Alternative-Rockern Tripping Daisy. Nachdem ein Mitmusiker an einer Überdosis starb, gründete der Rest diese ausgesprochen positive Band. DeLaughter bestreitet solche Zusammenhänge: „Es ist ein reiner Zufall, dass die Dinge, über die ich nun schreibe, ein wenig sonniger sind.“ Gut für ihn, gut für uns.

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