The Posies – Every Kind Of Light
Das erste Album seit 1998: Viel Wettern gegen Bush, wenig Substanzielles Für die „Vote For Change‘-Tour kommen sie leider zu spät, aber trotzdem: Die Welt ist noch immer ungerecht! Oder zumindest die wenigen „Herrscher“ derselben, nicht wahr? Deswegen müssen wir zusammenrücken und ab und zu das Richtige wählen. Aber weil die Amerikaner das nicht geschafft haben, bleibt ein mulmiges Gefühl. Da braucht es wieder Meinung und Fürsorge, werden sich Ken Stringfellow und Jon Auer gedacht haben, und versahen ihre ersten gemeinsamen neuen Songs seit „Success“ (’98) mit viel Protest und Auflehnung.
Wir merken uns: George W. Bush, ungerührt noch immer im Amt, kommt auf dieser Platte sehr schlecht weg. Es werden auch nicht gerade verschont: die dekadenten amerikanischen Konsumenten, die Couch Potatoes, denen alles so was von egal ist. Neben ein paar Herzschmerz-Liedchen servieren die Posies Lyrik voll fieser Anspielungen. Nachzuhören auf „Sweethearts Of The Rodeo Drive“ (diese Ironie!) oder „It’s Great To Be Here Again“ (meinen die aber gar nicht so!). Der Witz im Witz: Musikalisch sind diese Stücke gelungen. Besagtes „It’s Great To Be Here Again“ leiht sich einiges beim James-Bond-Theme und fällt überraschend poppig aus, der „Rodeo Drive“ besticht durch mehrstimmigen Gesang und eine schöne Melodie. Das dann doch mal wie früher lärmende „I Guess You Are Right“ gehört ebenso zu den Pluspunkten; alles Handwerk können Stringfellow und Auer ja nun auch nicht verlernt haben. Das gegen Bush gerichtete „Could He Treat You Better“ ist immerhin ein kleiner Blues, bei „I Finally Found AJungle 1 Like“ gibt es Wummsgitarren und eine echten Schweineorgel. Das freilich nur mittelgroße Vergnügen wird von Auer keck als „Fun Rock“-Versuch bezeichnet.
Ein paar gute Songs bei zuviel eher belanglosen Füllmaterial, die Texte in der Hauptsache aus der Erwachsenen-Teestube – so wird nicht viel zu bewirken sein. Stringfellow jedenfalls zog fürs Erste nach Frankreich und nimmt jetzt dort mit Jacques Chirac Vorlieb.
