The Postmarks – Memoirs At The End Of The World
Wenn das Ende der Welt wirklich mal so klingen sollte, dann fühlen wir uns fein dabei. Hinter dem wunderschönen Retro-Cover schenkt das Quintett aus Florida nostalgisch gestimmten Gemütern zwölf exquisite, cinemascopische Ambient-Pop-Songs. Das ist die ganz große Leinwand fürs kleine Lichtspieltheater zwischen den Ohren. Ihre delikaten Zutaten haben The Postmarks den legendären Score-Schmieden der 6Oer-Jahre abgelauscht: Henry Mancini, Ennio Morricone und vor allem Bond-Komponist John Barry. 007 statt 08/15.
Und so bilden emphatisch brausende Streicher, bombastisch in Szene gesetzte Bläser, gestrummte Gitarren mit Surf-Sprengseln ä la Dick Dale und warm pulsende Beats zu etwas Electronica eine geheimnisvoll flirrende Kulisse für Sängerin Tim Yehezkely. Die Strahlkraft von Shirley Basseys „Goldfinger“ hat sie nicht in der Kehle. Aber gerade mit ihrem sanften, seelenvoll zirzenden Vortrag ohne Vibrato bietet sie berückende Klang-Kontraste, wenn die Pauken und Trompeten loslegen. Schon das eröffnende, unterschwellig schwül vibrierende Dramolett „No One Said This Would Be Easy“ dient sich als ideales musikalisches Thema für einen neuen Superspion-Film im Geiste der goldenen Connery-Ära an. Und auch bei „All You Ever Wanted“ (mit revolvereskem Sitar-Effekt), beim stürmischen „For Better… Or Worse“ oder beim brütenden „Thorn In Your Side“ sieht der Hörer vor seinem geistigen Auge etwa den Agenten im Aston Martin mit Pilotenbrille über die winkeligen Gassen an der Cöte d’Azur jagen – oder die kühle Mini-Blondine in die Horizontale bringen. Zum unaufgeregt swingenden „The Girl From Algenib“ dürften dann die Credits laufen.
Alle Lieder verwirklichen die sympathische künstlerische Vision der Band. Sie sind retrospektiv, aber ohne altbackene Attitüde. Sie haben die zartbittere Süße eines letzten warmen Herbstabends und geben ein tröstliches Versprechen auf den nächsten.