The Queen :: Start: 11. 1.

Hat sie Humor? Man vermutet es bei Elizabeth II. wohl kaum, mit ihrem vor Königswürde versteinerten Blick und staatstragenden Lächeln, das sie bei ihrer Geburtstagsparade aufsetzt. Und wenn sie Frears‘ Film gesehen, sogar gelacht haben sollte, wird man es nie erfahren, so wie 1997 ja auch kein Wort zum Tode von Diana aus ihrem Palast drang. Eine Familienangelegenheit. Das Protokoll. 400 Jahre steife Selbstgewissheit. In England war daraufhin der Teufel los. Die Abschaffung der Monarchie drohte. Die Royals – wie sie vom Volk genannt werden unterschätzten die Massen und die Medien, was sie schon zu Lebzeiten der verstoßenen Di getan hatten. „Tot macht sie noch mehr Ärger“, schnaubt daher Elizabeths Schwester Anne in „The Queen„. Ist die Königin noch zeitgemäß? Ja, sagt letztlich Frears, der nun fast ein Jahrzehnt später die Ereignisse jener Tage rekapituliert. „The Queen“ ist ein satirisches Drama über eine schrecklich verschrobene Königsfamilie, die man bei allen gestörten Emotionen dennoch irgendwie verstehen kann. Auch als Bürger konnte einem der Rummel um die Prinzessin der Herzen auf den Geist gehen wie der tränenreiche Hype um „Titanic“ vor ein paar Jahren.

Und zum Zeugen für die Unantastbarkeit der Queen macht Frears ausgerechnet Tony Blair, den Modernisierer, der am Ende die Monarchie rettet. Seine feministische, energische Frau spottet noch über das Ritual, als der Labour-Vorsitzende und neu gewählte Premierminister Blair (Michael Sheen) seinen Antrittsbesuch bei Elizabeth (Helen Mirren) macht. „Sie sind mein zehnter Premierminister“, sagt sie süffisant, woraufhin ihm nur der oberlehrerhafte Konter „Das Volk hat mich bestimmt“ einfällt.

Als Lady Di beim Autounfall in Paris stirbt, weilt die Königsfamilie auf ihrem Landgut Balmoral Castle. Und sie bewegt sich von dort auch nicht weg, während sich die Blumen vor dem Buckingham Palace häufen. Queen Mum (Sylvia Syms) ist empört über die Anmaßung, dass die Presse ihre Rückkehr fordert. Ehemann Philip (James Cromwell) will die beiden Söhne vom Tod ihrer Mutter bei der Jagd auf einen kapitalen Hirsch ablenken. Nur der krampfige Charles (Alex Jennings) hat – diplomatische – Bedenken und nimmt heimlich Kontakt auf mit Blair, der sich im Fußballtrikot über Telefon von der Downing Street No. 10 aus ein Duell mit Elizabeth liefert.

Geschickt balanciert Frears bei seinem fiktiven Blick hinter die untrennbar privaten und politischen Kulissen zwischen Situationskomik und majestätisch heiligem Ernst, wobei er Drehbuchautor Peter Morgan treffliche und schlagfertige Dialoge zu verdanken hat. Und feinfühlig verkörpert Helen Mirren die Titelheldin als resolute Regentin und in sich gekehrtes Relikt, das von Blair wiedererweckt wird. Der fährt sogar seinem allmächtigen Redenschreiber Alistair Campbell in die Parade, als der sich respektlos über die Queen äußert. Sie vergießt sogar eine Träne – für den toten Hirsch. So funktioniert britischer Humor.

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