The Rapture – Echoes :: Motor
The Rapture Echoes er Disco-Beat – manchen ist er der Blut spendende Herzschlag, manchen ist er das Hämmern des Hammers, ob er aus einem programmierten Kästchen kommt oder von einem Schlagzeuger, der bei The Rapture Vito Roccoforte heißt. Der Disco-Beat bleibt die beste Art, auf die der kleine weiße Mann funky sein kann. Wenn er das will, mit seiner Rock’n’Roll-Band. Und The Rapture aus New ‚York sind schon deshalb das derzeit beste Beispiel für sowas, weil ihre nach fünf Jahren erste echte Platte zwar funky ist, aber auch holpert, stolpert, kratzt und (unausweichlich mit einem Sänger, der wie Robert Smith klingt und nicht richtig singen kann oder mag) nervt.
„House Of Jealous Lovers“ marschiert wie eine MatrosenAbspaltung der Village People über die elegant-schwulste Basslinie seit Duran Duran, der Sänger kräht mager und schüttelt sich. „Olio“, das The Rapture vor vielen Jahren als Gitarrensong produziert hatten, gibt mit neandertalerhaft bedienter Acid-Elektro-Ausrüstung einen Geschmack aus der Rave-Vorhölle (mit Drogenrausch, Manchester etc. hat die Musik übrigens rein nichts zu tun). Dem explodierenden No-Wave-Splitter „Heaven“ stellt die Band dann einen Hands-up-Refrain zur Seite, „I Need Your Love“ und „Sister Saviour“ werden von Keyboards gezogen, die tatsächlich an Italo-House erinnern. Keiner rockt dagegen an, aber sie klingen präsent, trocken. Das Prinzip von Tanzmusik ist ja, dass man von Vornherein nur die besten Stellen eines Songs komponiert und die immer wiederholt, und das machen The Rapture so, wie man es vielen Gitarren-Bands empfehlen würde.
Die Geschichte, wie eine desorientierte Westküsten-Punkband nach New York zog und vom übercoolen Produzenten-Duo DFA adoptiert und in die Anatomie der Discokugel eingewiesen wurde, ist zu lang für hier und soll anderswo erzählt werden. Die Reife drückt sich darin aus, dass es auf „Echoes“ auch einen Bowie-Blues und einen Kuschelrock mit Television-Gitame gibt und einen zweiten Sänget; der wie David Byrne ist Wenn es einem nichts ausmacht, ab und zu an die 80er Jahre denken zu müssen und in der Jetztzeit Leute mit doofen Hüten zu The Rapture tanzen zu sehen: ein visionär großartiges Album für schrille, nervöse Momente.