The Rifles – No Love Lost
Sind das die Kaiser Chiefs? The Dirty Pretty Things? Oder womöglich… The Jam? Nein, nicht ganz, die Londoner The Rifles passen einfach nur hervorragend in jene Sammlung britischer Pop-Traditionalisten, die der „NME“ so gerne und unermüdlich durch die Dörfer treibt. Nichts an dem Londoner Quartett ist neu. Die elf Songs von „No Love Lost Lost“- von denen fünf bereits als Single erschienen sind – zeugen jedoch von einer beeindruckenden Kennerschaft der Popgeschichte. Bereits die erste Single „Peace & Quiet“ verband die ruppigen Riffs der Strokes und die Empathie von U2 zu einem Song, den Coldplay sicher gerne geschrieben hätten. Auch die neue Single „She’s Got Standards“ klingt wie ein Pop-Puzzle – und besitzt dabei dennoch eine ungeheure Dringlichkeit. Dies ist die Sorte Musik, zu der man sich mit großem Spaß lächerlich macht: mitsingt, Fäuste ballt, Köpfe schüttelt, ungelenkt tanzt. Mit „Local Boy“ kann man sich bestimmt auch prima besaufen: enge Kneipe, viele Freunde, noch mehr Rauch, und dazu diese Gitarren-klirrende Hymne, diese geprügelten Hi-Hats. Doch das alles wäre nur ein zusammengeklautes Rock-Lexikon im 3-Minuten-Song-Format, ohne die mitreißenden Ohrwurm-Melodien: fast jeder Song ein Hit.
Nur manchmal hat es Produzent Ian Broudie zu gut gemeint und ein wenig zu dick aufgetragen. Dann klingen die Gitarrenmelodien etwas arg hymnisch, und man beginnt an „Three Lions“ zu denken. Dafür klingt „Spend A Lifetime“ dann wieder schwer nach Paul Weller. Leider ist dieses permanente Deja Vu, dieses Abarbeiten an einem sattsam bekannten Format, das Problem des Albums. Die Songs mögen noch so toll sein, die Arrangements pfiffig, die Produktion satt -im Grunde ist „No Love Lost“ eine ziemlich bequeme Abstauberei. Aber Pop lebt auch vom Banalen, und wenn’s so gut gemacht ist, kann man einfach nicht widerstehen.