The Sadies – New Seasons :: Mietmusiker mit Ambitionen: Fein ausbalancierte Americana
Kopf hoch. Robbie Robertson & Co. waren auch nur The Band hinter Dylan und wurden mit „The Last Waltz“ schließlich selbst zur Legende. Und die Liverpooler mussten erst unter dem Namen The Beat Brothers für Tony Sheridan „My Bonnie“ rocken, bevor sie die Welt aus den Angeln hoben. Keineswegs müssen sich die Sadies aus Toronto also mit dem halben Ruhm fulminanter Mietmusiker für Neko Case, Jon Langford (Ex-Mekons), Jon Spencer oder Andre Williams zufrieden geben. Und mit „New Seasons“ macht die Gruppe um Dallas und Travis Good auch einen nächsten, womöglich zum Ziel führenden Schritt.
Den 13 Tracks fehlt zwar das Karacho der Doppel-Live-CD „In Concert Volume 1“ von Anfang des Jahres, dafür präsentiert das Quartett hier nun all seine typischen Americana-Ingredienzien in einem besonders fein ausbalancierten Set. Okay, die Good-Brüder werden in diesem Leben keine Top-Sänger mehr, aber zusammen mit den stimmigen Harmony-Vocals von Ex-Jayhawk und Produzent Gary Louris vermisst man rein gar nichts.
„Rock/Psychedelic/Country“ nennen sie bei MySpace ihren Sound und verkürzen erheblich. Angetrieben von Mike Belitskys Drums und Scan Deans Standbass rumpelt es wie in der staubigsten Rock-Garage, dazu gibt es schimmernde Surf-Gitarren, Ennio-Morricone-Klänge und 47 Sekunden Bluegrass. Und Byrds, ganz viel Byrds, etwa beim begeisternden Flatpicking von „What’s Left Behind“ und bei „Never Again“. „Anna Leigh“, eine von heulender Orgel eingeleitete, wunderschön traditionelle Ballade, zitiert Leonard Cohens „Hallelujah“, das krachigere „A Simple Aspiration“ erinnert an den anderen großen Kanadier, Neil Young. „The Trial“ predigt mit dem manischen Gothic-Gestus, für den wir 16 Horsepower bewundern: „If I’m still alive when the autumn kills the leaves, I guess I’ll be what they consider free.“
Party-Musik ist das nicht. Aber trübe Tassen, wie ihr Name nahe legt, sind die Sadies beileibe auch nicht. Mit ihrem gelegentlichen Boom-Chicka-Boom lässt es sich sogar bestens in einen Sonnenuntergang über den Appalachen galoppieren.