The Sea And Cake – The Fawn; Ganger – Fore :: Domino/RTD;
Ganger beenden ihr Album mit einem Knall, übrig bleibt ein Häufchen Asche und das Brummen in den Ohren. The Sea And Cake blenden behutsam ihr Album aus, und im Ohr bleibt ein Rauschen zurück, so mild wie das im Gehäuse einer Muschel. Ganger arbeiten mit zwei Bässen an ihrem rabiat auftrumpfenden Rock-Jazz, und The Sea And Cake verbreiten durch zwei leichthändig verschlungene Gitarren einen sanften Vibe. Einen superdupersanften. Hier die Eruption, dort die Kontemplation – die dunkle und die helle Seite des Post-Rock. Doch mag die Ausstrahlung auch unterschiedlich sein, die freien Spieltechniken der Bands weisen Ähnlichkeiten auf. Daß sich The Sea And Cake, Chicagos alte Hasen, und die schottischen Neulinge Ganger das immer besser werdende Londoner Label Domino teilen, macht also Sinn.
Zu Unrecht stehen The Sea And Cake noch immer im Schatten von Tortoise, zu denen es personelle Verbindungen gibt. Okay, auf der Konzertbühne können sie nie so recht ihre anspruchsvollen Gitarrenpop-Abstraktionen umsetzen, doch im Studio vervollkommnen die Feingeister ein Klangsystem, das frei von Stereotypen ist Für „The Fawn“, Album Nummer vier, setzen sie verstärkt elektronisches Gerät ein. Aber nicht, um die Songs dancekompatibel aufzurüsten. Computer schaffen hier lediglich eine weiche Grundierung, auf der Gitarre, Baß und Drums um so kunstvoller einander umspielen. Sogar der Schlagzeug-Wirbel in „Civilise“ fühlt sich wie eine Streicheleinheit an.
Ganz anders Ganger, die noch in ihren leisesten Momenten unverschämt rocken. Da erinnern sie an Trans Am. Beim Formierungsprozeß standen ihnen locker die Free-Jazz-Ensembles Pate, in denen ja häufig eine „gedoppelte Instrumentierung“ benutzt wird. Die Stoßrichtung jedoch ist Rock. Gleich zwölf Minuten dauert die erste Komposition auf „Fore“, einer Zusammenstellung der ersten drei EPs. Die beiden Bässe bestimmen die Dynamik, Klarinette und Saxophon setzen krasse Kontrapunkte. Aber Ganger erschöpfen sich nicht im Gimmick-Charakter. Unheimlich, wie sie sich zum Ende mit dem Stück „Prisoner Of My Eyeball“ verabschieden. In leichter Anlehnung an John Coltranes „A Love Supreme“ und mit einem von langer Hand vorbereiteten Knall. Rock, unterwegs zu den Sternen.