The Thermals – Now We Can See
Evolution jetzt! Mehr Neo-Grunge von Portlands Indie-Rock-Darlings Nachdem Hutch Harris mit den Thermals auf „The Body The Blood The Machine“ (2006) von der Sintflut erzählte und sich verwegen dem Arche-Noah-Prinzip der Selbstgerechten verweigerte, ist es nur konsequent, dass sich Port lands Lieblinge der Indie-Rock-Szene auf dem Nachfolger „Nßw We Can Sender Sonne, dem Himmel, der Erde, und allem, was auf selbiger so kreucht und fleucht überdrüssig ins Meer stürzen. „I took off my clothes/ I took off my skin“, singt Harris im knuffigen Garagenrocker „When I Died“ und übt sich im Ertrinken.
Immer wieder wird er auf der Platte von Krankheit und Tod, von der Flucht ins Meer erzählen. Und trotzdem ist dieses von John Congleton (Polyphonic Spree) produzierte Album anders als der Vorgänger nicht wirklich eine misanthrope Untergangsfantasie, sondern der Traum von einem Neuanfang — auch wenn man dazu sterben, sich auflösen und als Einzeller wiedergeboren werden muss, um die Evolution noch einmal von vorne beginnen zu lassen.
War „The Body The Blood The Machine“ der Soundtrack der Thermals zur Bush-Ära, so ist „Now We Can See“ nun die Antwort der Band auf Barack Obamas „Yes, we can!“. Der Blick zurück macht weiterhin zornig – wie etwa im sarkastischen Titelsong, bei dem The Thermals dem Stadionrock näher als je zuvor kommen. Oder er mündet in sanfter Verzweiflung wie in „I Called Out Your Name“ oder „Liquid In, Liquid Out“. Im Hier und Jetzt sehnt man sich aber bei in knackigen Neo-College-Rock verpackten Songs, die nicht mehr ganz so scheppern wie früher, danach loszulassen („I Let It Go“), abzutauchen („At The Bottom Of The Sea“) zu verschwinden („How We Fade“) und sich aufzulösen: Im stampfenden Grunge-Twist von „You Dissolve“ schaut Harris gelassen dem Ende entgegen: „You dissolve/ It’s just another way to exist.“