The Thrills – So Much For The City :: Virgin

So, so, in der altehrwürdigen Royal Albert Hall haben die Thrills ihr Debütkonzert gegeben. Morrissey persönlich hat sie dazu eingeladen. Für eine Band aus Dublin, die aus 23-jährigen Milchbärten besteht, eine tolle Sache. Selbst wenn man unterstellen darf, dass die Plattenfirma sich hierbei schwer ins Zeug gelegt hat.

„So Much For The City“, das Debüt des Quintetts, hört sich an, als wären die Musiker mindestens doppelt so alt: Kennerhaft wird da mit Versatzstücken aus den frühen Siebzigern gespielt, eine lässige Westcoast-Stimmung schwebt über der Platte. Gediegenes Produzenten-Handwerk ist auf einem goldenen Boden gelandet.

Doch den Thrills reicht es offenbar nicht, eine Retro-Rockband zu sein, die ihre Instrumente perfekt beherrscht. Nein, die jungen Iren wären gern so hip wie 2,5 die stürmischen „The’MJands. Doch wir ignorieren den Artikel im Namen der Thrills, weil er nicht passt und nur Verwirrung stiften würde. Schließlich waren Westcoast-Sound und Rock’n‘ Roll der New Yotker Prägung einstmals unvereinbar.

Doch zurück zur Musik: Die Stimme von Sänger Conor Deasy erinnert in guten Momenten an Jonathan Donahue. Leider fehlt ihm die Verzweiflung und Melancholie, die die Musik von Mercury Rev auszeichnet. Auch die Fläming Lips könnten bisweilen als Referenz herhalten, doch hier vermisst man den unterhaltsamen Wahnsinn und Humor. Bleiben die sonnigen Klassiker. Eagles, Fleetwood Mac, Poco etc., die mit etwas Tempo und einer extra Portion Twang an den aktuellen Zeitgeist angedockt werden.

Das klingt, als hätten ein paar Jungs aus Dublin eine Studienreise an die amerikanische Westküste unternommen. Was der Wahrheit entspricht. Das Info zum Album findet dafür die blumigen Worte: „Sie folgten ihrer Muse zu einem Strand in San Diego, wo sie vier Monate lang auf einem Sofa saßen und Songs schrieben.“ Erinnert das nicht an einen Werbespot, der neulich noch im Fernsehen lief? Passenderweise klingen die Lieder wie Besinnungsaufsätze über die Stationen der Reise: „Santa Cruz (You’re Not That Far)“, „Big Sur“, „Hollywood Kids“, „Your Love Is Like Las Vegas“. Wir erinnern uns: Dies ist ein Debütalbum, und dennoch ist da nichts was „raus muss“. Nur gut abgehangene, stilvolle Langeweile. Und dass der Name The Thrills gleichermaßen von Phil Spectors Girlgroups und „Michael Jacksons größtem Album“ beeinflusst ist, das kann ja wohl nur ein Witz sein, oder?

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