The Tragically Hip: Träge Spannung

Die tragische Stimme: Wenn in Kanada die Sonne untergeht, stöpseln The Tragically Hip ihre Instrumente ein. Sänger Gordon Downie, ein liebenswerter Wirrkopf, hebt zu leiernden Gesängen an. Auf „Fully Completely“, ihrem letzten Album, sang er von Cartier, Truckern und Stotterern, und beim Song „Eldorado“ fragte er: „Where we’re going? What’s that smell? What’s the ticket?“ Dann schlief er ermattet ein.

Als er aufwachte, schrieb Downie den Song „Nautical Disaster“, seinen Alptraum über die Unbegreiflichkeiten von Leben und Tod. Düster winselt die Melodie, zerren die Gitarren am Rettungsboot, in dem er an Ertrinkenden vorbeirudert. In der Musik von The Tragically Hip liegen träge Spannung und sanfte Schroffheit, die nach Erkenntnis und Erlösung streben. Wie ein einsamer Rufer in der Nacht jault, fleht und stöhnt Downie zu den trunkenen, hermetischen Riffs und dem Flakkern des Feedbacks. The Tragically Hip schreiben auf „Day For Night“ die US-Tradition vom mythischen Epos weiter. Und Gordon Downie, der vor ihrem ersten Plattenvertrag seinen Abschluß an der Universität machte, ist auf dem Pfad zum metaphysischen „Eldorado“.

„Day For Night“ ist die Platte, die Pearl Jam nicht mehr machen werden. Und hinter den Wäldern antwortet Neil Youngs Gitarre.

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