The Twang – Countryfication :: XXS Records
In diesem Fall ist der Titel wirklich Programm. Twang plündern die letzten drei Dekaden Pop-Historie, suchen sich das Schönste oder auch Mieseste heraus und geben ihm mit einer winselnden Pedal Steel, fidelen Geige, einem Banjo, Akkordeon und vielen, vielen flinken Telecasters ordentlich die Sporen. Squaredance nicht ausgeschlossen. Schenkelklopfen schon gar nicht Zunächst lacht man tatsächlich nur darübet Denn wie die Twang-Gang zum Beispiel Springsteens „I’m On Fire“ zu einem 59-sekündigen Roadrunner aufmöbelt oder, gewissermaßen anders herum, den Punk-Intercity „Blitzkrieg Bop“ zu einer gemütlichen Honky-Tonk-Draisine umbaut, das ist ja auch zum Lachen. Ihre „YMCA“-Adaption nicht minder.
Aber wenn man erst mal ausgekichert hat, so nach dem zweiten Durchhören, offenbart sich doch noch etwas anderes: dass einige der Songs nämlich gar nicht aufgehen in der bloßen Travestie. Da gibt es einen deutlichen Überhang. Und der ist manchmal so groß, dass die Twang-Variante sich emanzipiert vom bekannten Referenzwerk und selbst zum Original wird. Die närrische Jazz-Dance-Tonspur „Oops, I Did It Again“ etwa evolviert zu feinstem Gartenparty-Hillbilly, gleichsam von der Pergola herunter gespielt Und den alten, verfilzten Rasta-Zopf „I Shot The Sheriff“, den ja schon mal einer verhunzt hat, halbieren diese Stiefelträger zu einer sirustren, fies glänzenden Schurkengiatze. Für diese dem Inhalt endlich einmal angemessenen, schwermütigen, sentimentgeladenen 3:29 Minuten gäbe ich gern die Ur-Version hin, und dieses eine Cover obendrauf. Und wenn Hank Twang, der Vormann, beim fast schon obligatorischen Gorillaz-Track „Clint Eastwood“ mit einiger Inbrunst „den Jodeljungen aus dem Pinienwald“ gibt, dann ist „Western von gestern“ gar nicht mehr weit.