The Twilight Singers – Blackberry Belle :: One Little…
Ein schöner Titel, „Blackberry Belle“. Auf Greg Dullis zweitem Solowerk schwankt alles zwischen Schwärze und Schönheit, Frucht und Zwielicht, Sterbensangst und Würde im Angesicht des Absurden – das Leben als süßschwarze Beere, delikat und tödlich zugleich, das ist eine Perspektive, die das Werk des Afghan Whigs-Vordenkers immer prägt und sich im Alleingang nun endlich ganz entfaltet.
Ein paar Lieder hatte Dulii, der sich für die Twilight Singers ein ständig wechselndes Ensemble alter Bekannter und zufälliger Kollaborateure an die Seite bittet, schon fertig, als der jähe Tod des eng befreundeten Regisseurs Ted Demme („Blow“) das künstlerische Konzept über den Haufen warf. Die nun fertigen elf Lieder feiern das Leben des toten Freundes mit reflektierender Betrachtung und einem existenziell-hymnischen Gestus, dessen emotionale Integrität und innere Balance tief berücken.
Nun trägt Dulli im Herzen natürlich für immer die Sozialisation durch Indie-Rock und Grunge, und tief am Boden ist die Musik von „Blackberry Belle“ immer von dieser ersten Liebe gezeichnet. Doch auf solchem Fundament entwirft Dulli eine ganz eigene Ästhetik, die schon den Erstling „Twilight As Played By The Twilight Singers“ zu einem viel versprechenden Einstand machte. Halbdunkle Streichernebel und fragile Pianofahnen führen von der Alternative-Rockband weg in eine spärlich beleuchtete Zwischenwelt, wo sich mit zusammengekniffenen Augen ein ganz guter Blick auf Diesseits und Jenseits eröffnet.
Der Höhepunkt ist am Ende das überlange „Number Nine“, eine dunkel raunende Ode an die Langsamkeit, mit Geigen, Pedal Steel und einem bewusst inszenierten Verweis auf Pink Floyds „Great Gig In The Sky“. „Come on boy, don’t be such a baby“, flüstert da der Leibhaftige, „maybe I’ll sell you out one more time/ You at the foot of the master/ I’m faster but I’m gonna take my time/ And I’m gonna make you blind.“ Dann ist Schluss.