The Twilight Singers :: Dynamite Steps

Greg Dulli inszeniert ein geheimnisvolles Bombast-Theater.

„Whenever you’re here you’re alive/ The devil says you can do what you like/ Come what may, come what like/ You’ll see me there“ singt Greg Dulli zu Beginn von „Last Night In Town“, dem ersten Song des fünften Albums der Twilight Singers, und sofort ist wieder alles da: epische Verzweiflung, monolithische Gotik, rituelle Finsternis. Diesmal freilich ein wenig hochglänzender inszeniert als in der Vergangenheit.

Fast fünf Jahre hatte Dulli die Singers ruhen lassen, sich anderen Projekten gewidmet und zuletzt ausgedehnte Reisen nach Lateinamerika unternommen. Jetzt tritt er wieder ins Licht – und verblüfft mit dem Bekenntnis, „Dynamite Steps“ als Hommage an den US-Radio-Rock der 70er-Jahre konzipiert zu haben. Tatsächlich komponierte Dulli vergleichsweise eingängig. Aber an Chicago oder die Eagles denkt man trotzdem eher selten. Auch hat man von den genannten Bands wohl kaum Zeilen gehört, wie sie Dulli in „Gunshots“ singt: „Breaking, taking, we’ve all gone inside now/ To steal, deface, corrupt, erase.“ Aber wie viel Lebensfreude kann man noch von einem erwarten, der bei einer Schlägerei beinahe ums Leben kam, sich in Wallraff-Manier einer Dealer-Bande anschloss und unter dramatischen Umständen zahlreiche Freunde durch Drogen und Gewalt verlor? Wir müssen uns Greg Dulli nicht unbedingt als glücklichen Menschen vorstellen.

Der sogenannte Radio-Rock des Ex-Afghan-Whigs-Sängers ist ein herrliches, mit Unterstützung von Ani DiFranco und Mark Lanegan angezetteltes Bombast-Theater ohne Pathos. Eine so geheimnisvolle wie vitale, eine ausgezeichnete, eine wahrhaftige Musik. (Sub Pop/Cargo) Torsten Gross

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