The Twilight Singers – Powder Burns

Eine Orgel fleht um Vergebung. Ein Synthesizer sucht im Smog über Los Angeles nach dem Himmel. Doch rüde stoppt ein nervös nüchterner Beat den Höhenflug. Der Himmel muss warten, die Erde hat Greg Dulli wieder: „I’m ready to love somebody“, singt er und lässt den Satz wie eine Beschwörungsformel klingeln, mit der er vor allem sich selbst davon überzeugen will, dass er jetzt endlich alles in den Griff kriegen wird.

Greg Dullis viertes Twilight-Singers-Album „Powder Burns“ erzählt von Obesessionen, von Abhängigkeit und Verlangen und von der Einsamkeit in der Stadt der Engel. Während viele noch immer an dem bedrohlichdepressiven Monster „Blackberry Belle“ (2003) zu knabbern haben, schaut der frühere Chef der Afghan Whigs nun ernüchtert auf seine selbstzerstörerische Junkie-Laufbahn zurück.

Die Bestandsaufnahme setzt Dulli auf „Powder Burns“ ungewöhnlich kunstfertig und vielschichtig um. In „Bonnie Brae“ etwa, nach einer Straße in Los Angeles benannt, in der es nachts alles zu kauten gibt, das einen umbringen kann, erteilt er dem süßen Vergessen eine Abfuhr. „Im not saying it’s easy“, singt Dulli desillusioniert zu einem sich mühsam voranschleppenden Gitarrenriff. In dem eingängigen „Forty Dollars“ mimt er dagegen den Dealer: „I’ve got love for sale“, erklärt er und holt sich zynisch Rückendeckung bei den Beatles, indem er sowohl „All You Need Is Love“ als auch „She Loves You“ in den Song einarbeitet. Das oppulent-verschachtelte „There’s Been An Accident“ beeindruckt wiederum als Nahaufnahme eines Schattendaseins: „Daylight is creeping/ I feel it burn in my face.“

So persönlich sich das Album in den Texten gibt, so sehr öffnet sich die Musik dem Mainstream und der stilistischen Vielfalt. Auftrumpfende Klavierkadenzen treffen immer wieder auf brachiale Riffs und Ausflüge ins Elektronische und Orchestrale. Während Dulli die mit verträumten Bläsern verzierte New-Orleans-Refererenz „I Wish I Was“ dabei etwas zu beschaulich gerät, gelingt ihm die akustische Miniatur „Candy Cane Crawl“ grandios, bei dem er Gastsänger wie Mark Lanegan und Ani Di Franco effektvoll in Szene setzt, sich mit seiner Schizophrenie befasst – und wie sie oft auf Erlösung hofft.

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