The Veils – Nux Vomica
Finn Andrews, Sänger, Songwritcr und Kopf der Veils, ist der Sohn des ehemaligen XTC-Keyboarders Barry Andrews. Doch mit den vertrackten Popsongs der legendären New-Waver hat das zweite Album der Veils wenig zu tun. Vielleicht, weil Finn schon mit elf Jahren nach Neuseeland auswanderte, erinnern seine Songs viel stärker an die großen Australier der 8oer Jahre, vor allem die Triffids. Auch das Land der Veils ist groß und die Straße weit und offen.
Der Titelsong „Nux Vomica“ – der botanische Name eines asiatischen Giftbaums, aus dem Strychnin gewonnen wird – erntet die expressiven Früchte, die der junge Nick Cave einst säte: „What say you Lord… Do yo usee a long road with no one on it/ And the right of men that you learnt only to forget/ You see my sad wife and my high margin of profit/ But you don’t care at all/ You don’t care…“. Untermalt wird diese leidenschaftliche Kampfansage an einen gleichgültigen Gott vom bösartig tobenden Kanonendonner der Veils, ein Brausen und Innehalten, wie man es seit Birthday Party nicht mehr gehört hat. Das folgende, eher sanfte „One Night On Earth“ erinnert dafür stark an The Verve, aber auch die Weinerlichkeit von Coldplay ist nicht weit. Besser sind The Veils, wenn sie ihre grimmige, im Staub stampfende Seite zeigen. „Jesus For The Jugular“ bedient sich zwar recht großzügig bei der Musik von Tom Waits, doch es kommt kein Plagiat dabei heraus, eher ein gieriges Wühlen in schweren Bluesgesängen, düsteren Piano-Läufen, besoffen stolpernden Rhythmen und heulenden Gitarren. „Under The Folding Branches“ klingt dann fast wie der späte Nick Cave melancholisch, nachdenklich, balladesk.
Nun könnte man natürlich denken, hier imitiert jemand seine Lieblingskünstler. Ein wenig mag das ja auch tatsächlich so sein. Doch irgendwie kriegen Finn Andrews und sein Quintett immer wieder die Kurve. Es ist eigentümliche Verlorenheit, die Songs zusammenhält. Die Atmosphäre eines großen, dünn besiedelten Landes, wo der Einzelne sich nicht als Teil einer Masse fühlt, sondern als handlungsfähiges Individuum. Mit all dem Gewicht der Welt auf den schmalen Schultern.