The Wallflowers – Rebel, Sweetheart
Sie verwirren mich, diese Wallflowers. Sie blenden einen doch nur mit ihren hinreißenden Melodien und ihrem hinreißenden Jakob Dylan, damit man nicht merkt, daß gar nicht so viel dahintersteckt. Natürlich muß man das auch erst mal können: unwiderstehliche Lieder schreiben, die sofort im Kopf kleben, und sie so singen, daß jedes Wort wichtig scheint. Produziert wurde „Rebel, Smeetheart“ von Bruce Springsteens neuem besten Kumpel Brendan O’Brien – natürlich einwandfrei, fast zu perfekt. Hier stimmt alles, und trotzdem stimmt etwas nicht.
„Days Of Wonder“ ist eines dieser geschickten Lieder, die zum Mit-„Whoo-hoo-hoo“-Singen anstiften und trotzdem bestimmt viel aussagen; der Chorus geht: „Happy birthday to the war!“. Ich habe keine Ahnung, wovon Jakob Dylan da singt. Es klingt verdammt gut, aber es ergibt einfach keinen Sinn. So schön die einzelnen Zeilen klingen, so absurd wirken sie zusammen: „Standing by a wall/ A rainbow made of Stars/ Under seven different shades of grey/ Spreading out across the arc.“
„The Passenger“ ist gleich noch so ein Schunkelstück, das dermaßen bei Springsteen geklaut ist, daß Jakob sicher selbst grinsen mußte. Er hat ja jetzt oft dieses versonnene Lächeln, vielleicht kommt das daher. Er nimmt sich einfach die besten Melodien und Ideen der amerikanischen Rockmusik, macht sie fit fürs Jahr 2005 und freut sich, daß das Ergebnis am Ende ganz nach den Wallflowers klingt. Auch eine Kunst!
An seiner eigenwilligen Stimme liegt das natürlich hauptsächlich, aber auch an der lässigen Art, wie die Band die Songs runterklampft, als spielte sie immer noch in kleinen Turnhallen. (Was Deutschland betrifft, stimmt das freilich auch.) Das ist alles sehr angenehm und schön zu hören, man kann das nicht schlecht finden. Selbst wenn „God Says Nothing Back“ vom finsteren Titel abgesehen schon fast an die Eagles denken läßt. Dafür rockt „Back To California“ gar heftig, „From The Bottom Of My Heart“ ist die obligatorische, sehr verhaltene Liebesballade, die mich auch an irgendwas erinnert, aber woran bloß? Auf jeden Fall stehen Dylan Jr. die fieseren Songs auch ganz gut; er hat einen Sinn für deprimierende Bilder. Hören Sie sich nur „Here He Comes (Confessions Of A Drunken Marionette)“ an. Am Ende singt Jakob Dylan: „Sooner or later the ending begins/Just then it can be said that all things are new again.“ Für die Wallflowers soll das dann wohl auch gelten.