The Wedding Present

El Rey

David Gedges gefährliche Liebschaften in Amerika

Wie die Szenen sich gleichen: David Gedge hat es auf seiner Amerika-Reise bis nach Hollywood gebracht – zu m letzten Platz auf dieser Welt also, an dem man ihn vermutet hätte. Natürlich schlägt er aus diesem Aufenthalt sofort Kapital, indem er die nordenglische Griesgrämigkeit mit den Absurditäten und Bizarrerien des amerikanischsten Daseins konfrontiert. Doch genaues Hinhören enthüllt, dass Gedge in Wahrheit nur die Songtitel dem Ort entliehen hat, während er die stets gleichen Liebestragödien erzählt: „Santa Ana Winds“, „Spider-Man On Hollywood“, „Palisades“ handeln von Betrug und Abschied, von der Unfähigkeit zu sprechen und der Unvereinbarkeit von Mann und Frau. Dazu simmern und brennen die Gitarren schmerzlich wie stets bei The Wedding Present.

Aufgenommen (nicht produziert) hat das Gefühls-Inferno der alte Brutalo Steve Albini an seinem Wohnort Chicago, und entsprechend roh und unbehauen dröhnt es. „Seamonsters“von 1992 war die letzte gemeinsame (und ehrfurchtgebietend überzeugende!) Arbeit der beiden Männer. Wenn britische Kritiker nun behaupten, Gedges flehentlicher Nölgesang gehe im Mix unter, dann klingt das wie ein Witz — denn sein Gesang geht natürlich seit 20 Jahren auch ohne Albini im Radau unter. Im Hintergrund barmt zuweilen ein Frauenstimmchen (und bei „Swingers“ singt Bassistin Terry De Castro im Vordergrund). Und manchmal spielt

David Gedge verdammt lange Einleitungen oder zerhackt die Songs mutwillig.

Wir fassen zusammen: Frauen lügen, Männer ebenfalls. Die Versuchung lauert auch in Hollywood überall: „Model, Actress, Whatever“. Die neue Liebe erinnert immer an die alte Liebe. Und am besten liebt es sich im Suff.