The Wombats – Proudly Present… A Guide To Love, Loss And Desperation

Erst wenn die letzte britische Gitarrenband im Alterheim sitzt, wird die Plattenindustrie einsehen, dass man die Fab Four nicht bis in alle Ewigkeit kopieren kann. Doch bis es soweit ist, werden wir weiter überrannt von aufgeregten jungen Männern, die blauäugig und voller unbedarfter Leidenschaft in die Saiten dreschen, weil sie den großen Pop-Traum träumen, ihr Mädchen mit einem Lied beeindrucken wollen, oder weil sie zu unsportlich sind für eine Fußballer-Karriere. Der Versuch, „Paperback Writer“ oder „Teenage Kicks“ noch mal zu schreiben, wäre ja an sich gar nichts Schlimmes – wenn sich das alles im Hinterzimmer einer netten Kneipe abspielen würde. Tut es aber nicht.

Jeden Monat wird eine neue Gitarren-behängte Sau nach der anderen durchs mediale Dorf getrieben. Und um zu beweisen, dass es sich tatsächlich um erst‘ klassige, spitzenmäßige Ware handelt, werden immer wieder die gleichen, vor Nationalstolz fast platzenden englischen Musikzeitschriften in den Zeugenstand berufen. Dann liest man im Beipackzettel der Plattenfirma Zitate wie: „A scouse trio who take the freewheeling energy of the Arctic Monkeys and introduce it to Weezers daft Pop hooks“.

Die Wombats kommen aus Liverpool – und genau so klingen sie eben: viel Uuuahhuuuh

und gutgezielte Powerakkorde. Da steckt reichlich Melodie drin, eine gehörige Portion Ungestüm, plus jede Menge Spaß. Man wird „Proudly Presents… A Guide To Love, Loss And Desperation“ gute Noten geben – und ich will da auch keine Ausnahme machen, höchstens ein halben Stern abziehen, für den abgedroschenen Titel. Doch wird man sich im nächsten Jahr noch für die Band interessieren? Second-Hand-Läden sind oft gute Gradmesser für popkulturellen Erfolg.

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