The Zutons – Who Killed The Zutons?

Obwohl es in ein paar Peter-Ustinov-Nachrufen erneut behauptet wurde, ist das so genannte Exzentrische sicher nichts typisch Britisches. Möglicherweise fallen die Irren gerade deshalb auf, weil sie so untypisch sind für ihr Land. Und die Zutons gelten nur deshalb als Exzentriker unter den jungen britischen Pop-Bands, weil sie sich für ein (tolles) Foto alle als Jack The Ripper verkleideten und ein Saxofon in der Band haben. Ein Titelbild hatten sie in Großbritannien jedenfalls noch nicht, weil sie schon mit Anfang 20 nicht mehr die Lausbubigkeit ausstrahlen, die man dafür braucht Schlimmer: Sie kündigen einen Mix aus Jazz, Funk, Soul und Country an – zum Glück stimmt das nicht, die Aussage stellt bloß klar, wie wenig es den Liverpoolern um rauschhaftes Musikmachen geht und wie sehr darum, im wohlarrangierten, plakativ cleveren Pop die Affekte zu finden. Dass „You Will You Won’t“ mit dem selben Voodoo-Gesang beginnt wie Captain Beefhearts „Drop Out Boogie“, ist nicht unbedingt Plagiat, aber auch kein Zufall. Eine haareraufende Soul-Predigt mit No-Wave-Gitarre, wie der von Sänger Dick McCabe pressgeatmete Hit „Pressure Point“, bei dem man überrascht feststellt, dass sich weiße Bands auch richtige Melodien ausdenken können, wenn sie schwarze Stilrichtungen ausprobieren.

Aus der Liverpooler Seemannslieder-Kiste kommt die Band trotzdem nicht heraus, denn genug Stücke erinnern daran, aufs Angenehmste – das Folk-Picking über ein asiatisches Muster in „Railroad“ oder die Maultrommel in „Nightmare Part II“. „Not A Lot To Do“ ist ein Sonntagnachmittag-Walzer mit Geigen, „Remember Me“ klingt, als ob ein Stepptänzer Velvet Undergrounds „After Hours“ interpretiert, aber eigentlich sollte man das alles verschweigen, weil es die Zutons scheinbar als die exzentrisch wirre Band entlarvt, die sie gerne wären. Sie sind großartige Songautoren, ihre Platte ist ein echter group effort. Es tut in der Seele weh, dass sie wahrscheinlich keiner richtig liebhaben wird.

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