Thelonious Monk Quartet With John Coltrane – At Carnegie Hall
Vor einem Jahr erst in den Katakomben des „Library Of Congress“ entdeckt, entfachte dieser Fund einen medialen Brand, dessen Rauchzeichen nicht nur von Fachleuten registriert wurden. Selbst profane Branchenblätter raunten vom Audio-Äquivalent des Bernsteinzimmers. Mit dessen kalter, überladener Pracht dieser Konzertmitschnitt vom November 1957 natürlich nicht das mindeste gemein hat.
Monks Musik war ohnehin immer die Antithese zu protzigem Kunsthandwerk, sein Auftreten unzeremoniell, seine Technik der Alptraum jedes Klavierlehrers. Und Trane war gerade am Ende seines Suchttunnels angelangt, den Cold Turkey in den Knochen sowie wochenlange, nervenaufreibende Proben. Die anfänglich – das entnehmen wir den vorzüglichen Liner Notes desaströs verlaufen waren. Kaum zu glauben, denn seine Sax-Slalomläufe durch das von Monk anspruchsvoll abgesteckte Terrain sind atemberaubend, wirken traumwandlerisch sicher. Wunderbar, wie das melodisch inventiv variierte „Sweet And Lovely“ plötzlich mittels Rhythmuswechsel das Herz heftiger klopfen läßt, während das Quartett aus sich herausgeht, atemlos zuerst, dann beherrschter, schließlich sinnenfroh, frei und flüssig improvisierend. Eine der wenigen Stellen, die Drummer Shadow Wilson nutzt, seinem Nickname keine Ehre zu machen und für Drive zu sorgen, bevor Monk dem Stück einen lyrischen Abgang verschafft. Ein seltenes Vergnügen, Trane und Monk so angeregt im Dialog zu erleben, wiewohl beide ungleich großartigere Momente hatten, vor allem danach.