Thomas Denenberg :: „Backstage Pass“

Am Anfang stand die Ausstellung. Das Portland Museum of Art zeigte im Winter die Foto-Sammlung eines anonymen Mäzens titels „Backstage Pass: Rock & Roll Photography“ mit so positiver Resonanz bei Publikum und Medien, dass Kurator Thomas Denenberg nun einen gleichnamigen Band herausgab, der neben einer Vielzahl vielsagender Fotos auch kluge Kommentare enthält.

Von Greil Marcus etwa oder von Glenn O’Brien, deren Essays sich um die Potenz von Posen und ihre Relevanz für kulturelle Schnittstellen drehen, um das Epochale und Emblematische unwillentlicher Preisgaben. In Schnappschüssen oft, die gestohlene Momente festhalten. Elvis beim Züngeln, Buddy im Bus, Debbie im Wind, Sid im Kreuzfeuer verächtlicher Blicke. Und in inszenierten Bildern, die Attitüde und Aura verbreiten sollten, den Betrachter im Rückblick indes eher wehmütig stimmen.

Die Supremes 1964 in kniekurzen Kostümen, auf Schirme gestützt, strahlend und ahnungslos ob der ihnen zugedachten Rolle in Berry Gordys Karriere-Kriegsspielen. Eine Unschuld, die heute nirgendwo mehr zu finden sei, weil Image-Projektion von zu vielen Interessen kontrolliert werde. Sagt Fotografin Laura Levine, die deshalb inzwischen aufgehört hat, Musiker zu fotografieren.(Yale University Press, ca. 28 Euro)

Wolfgang Doebeling

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates