Tied & Tickled Trio – Observing Systems :: Morr/Indigo

Da lässt sich nicht dran deuteln: Das ist Jazz. Dem Geschmack, der Stimmung und selbst den Noten nach, auch wenn das begleitende Infoschreiben zu „Observing Systems“lieber von systemtheoretischen Überlegungen schwadroniert und den Begriff Jazz nur kurz mal im Zusammenhang mit Sun Ra (vor dem sich Tied & Tickled Trio tatsächlich verneigt) antippt, als wäre Jazz bereits so ein Bähbäh-Wort.

Dabei hat sich das Tied & Tickled Trio einige schön zu hörende Überlegungen zu dem Grundsatzproblem dieser interaktiven Musik gemacht, nämlich dem Ausgleich von individueller Stimme (vereinfacht: das Solo) und den Bedürfnissen des Kollektivs (der Gruppensound). Die übereinander gelagerten instrumentalen Schübe verzahnen sich ohne Verlierer auf beiden Seiten und schaffen eine Intensität, die sich noch nicht in der expressiven Veräußerung vom Free Jazz verliert. Melodien bleiben Melodien und müssen nicht bis zur Unkenntlichkeit zerfasert werden.

Das Tied & Tickled Trio ist ja gar kein Trio, sondern ein weiteres Musikergeflecht um die Weilheimer Brüder Acher, die man mittlerweile als Volksaufklärer betrachten darf, auch wenn sie eigentlich nur ihre Interessen auf den vielen Platten und Projekten (am prominentesten natürlich The Notwist) verzetteln wollen. Und damit die lebenden Beispiele sind, dass unter einem Kapuzenpulli die Leidenschaft gleichermaßen für Metal, Pop und sonstige Experimente brennen kann. Immer mit der lauteren Hingabe des Fantums, das beim Tied & Tickled Trio allerdings in mancher betulich gearbeiteten Gediegenheit bereits den Keim dieser Studienrat-Jazzliebhaberei in sich trägt.

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