Tiffany Anders – Funny Cry Happy Gift
Es ist sicherlich ungerecht, das Album einer unbekannten Songschreiberin, gleich im ersten Satz mit großen Namen in Verbindung zu bringen. Ungerecht, weil sie ja ihre eigene Persönlichkeit ausdrücken möchte, und auch ungerecht gegenüber der Konkurrenz, die nicht auf solche Verbinmischung übernommen und ist auf neun von zehn Songs an Gitarre, Orgel, Piano und Schlagzeug zu hören und als Background-Sängerin selbstverständlich auch. Damit nicht genug der Prominenz: Auch J Mascis trägt sich in den Förderkreis ein und trommelt auf einigen Tracks.
Dabei sollte es eigentlich um die Songs von Tiffany Anders gehen. Dies ist das zweite Album der (ehemaligen?) Schauspielerin („Gas Food Lodging“), und das Cover zeigt sie im kurzen gelben Rock an den Rand einer schwarzweißen Straßenschlucht gequetscht. Ein blasser Farbtupfer in einer tristen Welt, so könnte man meinen, doch ihre Lieder hören sich anders an: „Oh you’re just not die person I knew / someone hollow filled your shoes“ klagt sie gleich im ersten Song, und Enttäuschung und Verlassenheit ziehen sich, eingekleidet in schwermütig-schöne Melodien, als roter Faden durch das gesamte Album. Den Höhepunkt bildet , J See How Much Has Changed“, ein Duett mit Joe Hurley, das in seiner folkloristisch dramatischen Inszenierung an Nick Cave/Kylie Minogue erinnert. Im letzten Song verzichtet Tiffany Anders ganz auf prominente Begleitung und singt allein zur Gitarre: „Why can’t I get through to you/ Why is this connection so hard“, fragt sie, und man könnte auf die Idee kommen, ihr zu antworten, dass sie hinter den betörenden Arrangements eben nur eine trübsinnige Cafehaus-Sängerin ist. Und wenn man überlegt, was das Album vorher vor rein melancholischem Grau bewahrt hat, landet man wieder bei Polly Jean – denn es sind offenbar ihre Texturen und Ideen, die das Album intelligent und einfühlsam in höhere Sphären gehoben haben.