Tilt Merritt – Home Is Loud
Sie sei, erinnert sich Tift Merritt in den Linernotes, niemals so froh gewesen, nach Hause zu kommen, und sie habe dieses Zuhause auch noch niemals so klar gesehen. Anfang Juni 2005 kehrt die große weiße Americana-Hoffnung für ein Konzert im „North Carolina Museum Of Art“ nach Raleigh zurück. Als Hypothek schleppt sie ein trotz aller Anstrengungen geflopptes Großwerk („Tambourine“) und eine Ungewisse Zukunft ohne Plattenfirma heim. Doch bevor Merritt den Glauben erst mal ganz verliert, ins Pariser Exil flüchtet und sich dann 2008 mit „Another Country“ sanft, aber bestimmt wiederfindet, gibt sie hier noch mal dieses Versprechen, das zwischen Sex und Poesie, zwischen Dolly, Dusty und auch Janis wohl einfach zu groß war für kleinliche Schubladen.
Noch einmal fährt Merritt das volle Programm, mit Westcoast-Rock („Ain’t Looking Closely“), beseeltem Songwriter-Country („Supposed To Make You Happy“), frech gelifteten Stones-Riffs („Neighborhood“), einem Soul-Cover (James Carrs „Your Love Made A U Turn“), herzerwärmenden Gospel-Anleihen („When I Crossover“) und geschlechtlich explizitem R&B: „I am your tambourine, shake me with your love…“ Es gibt eine forsche Vier-Mann-Band, die sich – angeführt von Gitarrero Sweet B Brad Rice – auch mal richtig frei spielen darf, aber dabei nie den Faden verliert. Es gibt auch den berüchtigten „App“ (Audience Participation Part), wobei home in „Shadow In The Way“ dann vielleicht doch besoffener klingt, als Merritt das vielleicht gern hätte. Überhaupt kann man sich fragen, ob die reguläre (Wieder-) Veröffentlichung des bisher nur rar angebotenen „Privat‘-Mitschnitts Sinn ergibt. Immerhin sind gleich sechs dieser zehn Songs schon auf der „Live From Austin, Texas“-DVD zu haben, die nur vier Monate später in identischer Besetzung entstand.
Und dann hört man, als Bonustrack-Finale, das wundervolle „Bramble Rose“ mit Pedal-Steel-Verstärkung von Greg Readling, und der legitime Zweifel wird ziemlich schnell ziemlich klein.