Todd Snider – Step Right Up
„Nashvilles Antwort auf Beck„, notierte dieser freundliche Rezensent, als 1994 Todd Sniders ansprechendes Debüt „Songs For The Daily Planet“ veröffentlicht wurde. Tatsächlich mußte sein Song „My Generation Pt. 2“ damals wie eine schnoddrig-ironische Replik auf „Loser“ wirken. Doch spätestens „Step Right Up“ stellt nun klar, daß sich die Gemeinsamkeiten damit bereits weitestgehend erschöpft haben.
Das zweite Album des in Portland geborenen, lange vagabundierenden, in Memphis ansässigen und in Nashville produzierenden Songwriters sollte eigentlich ein Konzeptwerk im Geiste Detlev Bucks werden: Zwei Landeier zieht es in die Stadt, wo sie in einem Zirkus die Sonderbarkeit des Alltags studieren. Doch „Elmo And Henry“, die potentiellen Titelhelden, werden hier nur noch mit einem Gedicht in den Liner Notes gewürdigt und dürfen den Titel fürs gleichnamige Bluegrass-Instrumental liefern, das den 14-Song-Reigen respektvoll einrahmt.
Einen anderen Zirkus, die Medien-Manege, besingt Snider dafür jetzt im furiosen Speed-Shuffie „Side Show Blues“. Hinter dem frozzelnden Zyniker, der nicht nur hier kräftig aufblitzt, verbirgt sich natürlich ein zunehmend frustrierter Idealist, der die Freiheit richtet, die Amerikaner meinen („T.V. Guide“). „Prison Walls“, das der Würdelosigkeit des Knast-Alltags zu sinisterer Harmonium-Begleitung nachspürt, wäre auch auf dem Soundtrack zu „Dead Man Walking“ gut aufgehoben gewesen. In „Horseshoe Lake“ seziert Snider seine eigene Rolle in diesem Betrieb und bittet um eine Verschnaufpause, denn: „It All Adds Up“, bis die „Tension“ im Talking-Blues-Format einfach unerträglich wird.
Recht mühelos schlägt Todd Snider mit seiner potenten Vier-Mann-Band die Brücke zwischen den Ansprüchen eines wachen Storytellers und den Ambitionen eines gutgelaunten Bar-Rockers, der seine Stammkneipe („Moon Dawg’s Tavern“) feiert und sich über die Folgen von „Late Last Night“ mokiert. Letztlich möchte Todd Snider doch einfach der „Alright Guy“ sein, den er auf „Songs For The Daily Planet“ so schön besungen hatte.
Und Beck, um die Parallele noch mal aufzugreifen? Ein „All Left Guy“? Sein musikalisch radikalerer Ansatz – Sample-Ästhetik statt Traditional-Songwriting muß nicht zwangsläufig auch auf einen ebensolchen Status verweisen. Denn wo der HipHop-Folkie aus Los Angeles bereits seit dem ersten Album von der Pop-Maschinerie vereinnahmt scheint, kann sich Todd Snider auch mit „Step Right Up“ souverän seinen Außenseiter-Status gegenüber dem Country-Establishment bewahren. Und das mit durchweg konventionelleren Songs.